Währungsreform in Kuba: Ein Peso für alle
Das doppelte Währungssystem in dem Inselstaat Kuba hat sich nicht bewährt. Havanna will nun ein einheitliches Zahlungsmittel einführen.
![](https://taz.de/picture/139022/14/kuba_dpa_231013.jpg)
HUEHUETENANGO taz | Eins zu neun lautet der Wechselkurs, zu dem Bauern aus der Region der Touristenmetropole Varadero Gemüse und Kartoffeln an die Hotels liefern. Für sie ist das attraktiv, normalerweise wäre das Verhältnis eins zu 24 – denn das ist der landesweit gültige Wert des Peso convertible, der an den US-Dollar gekoppelten kubanischen Hartwährung, zum Peso nacional.
Doch auch die internationalen Hotels machen ihren Schnitt, da die kubanische Ware deutlich billiger ist als Importware. Das Pilotprojekt mit dem angepassten Wechselkurs ist nur eines von mehreren, die den Fall der Fälle simulieren – die jetzt von der Regierung angekündigte Abschaffung der Doppelwährung.
Im 26. Juli 1993 wurde mit der Legalisierung des US-Dollars auf der Insel eine doppelte Währung eingeführt. Fortan gab es den starken US-Dollar und den schwachen Peso, in dem alle beim Staat angestellten Kubaner entlohnt wurden. Zwar wurde der US-Dollar 2004 durch den Peso convertible, auch Touristenwährung genannt, ersetzt, doch das änderte strukturell nichts. Eigentlich zum Schutz der heimischen Wirtschaft geplant, hat die Doppelwährung die kubanische Gesellschaft tief gespalten.
Mit dem regulären Peso lassen sich nur subventionierte Lebensmittel kaufen und Busfahrten bzw. Miete bezahlen. Die Märkte sind allerdings oft leer. Zugang zu allem anderen gewähren nur Peso convertibles, die nur wenige Kubaner – etwa Angestellte ausländischer Firmen – direkt bekommen, und Devisen.
18 Monate Übergangszeit
Das soll sich nun ändern. Am Dienstag gab die Granma, das Organ der kommunistischen Partei, bekannt, dass nun die „Leitlinie Nummer 55“ umgesetzt werden solle. Diese bedeutet nichts anderes als die Rückkehr Kubas zu einer einheitlichen Währung.
Wie genau die Reform ablaufen soll, ist allerdings auch heute noch unklar. Im ersten Schritt sollen Unternehmen die neue Einheitswährung erhalten, die „Bedingungen für eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit“ aufweisen, Ziel sei eine „Stimulation des Exportsektors“. Erst danach soll die Einheitswährung auch für „natürliche Personen“ gelten. Das wäre ein großer Schritt auf dem Weg zu einer Liberalisierung der Märkte – die aber wiederum mit dem Anspruch einer sozial gerechten Gesellschaft kollidieren könnte.
Dass er das Land öffnen will, hat Kubas Präsident Raúl Castro schon mit verschiedenen Reformen gezeigt. Unter anderem hat er die staatliche Kontrolle über die Wirtschaft gelockert und den Kubanern mehr wirtschaftliche Eigeninitiative erlaubt.
Um mit der Währungsreform bestehen zu können, müsste der Einheitswährung eine ausreichend hohe Produktivität der Wirtschaft gegenüberstehen. Darauf haben Ökonomen wie Pavel Vidal oder Omar Everleny Pérez immer wieder hingewiesen. Eine hohe Produktivität bedeutet viel Wertschöpfung im Vergleich zu den Kosten – und davon ist Kuba derzeit weit entfernt. Trotzdem kalkuliert man in Regierungskreisen in Havanna nur eine Übergangszeit von rund achtzehn Monaten. Eine „Schocktherapie“ werde es aber nicht geben.
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