Wachstumsprognose gesenkt: Die Konjunktur lahmt
Die Bundesregierung hat ihre Wachstumsprognose für 2009 nach unten korrigiert. Gleichzeitig hat sich auch der Geschäftsklimaindex massiv verschlechtert.
BERLIN/MÜNCHEN ap/dpa Die Bundesregierung erwartet im nächsten Jahr ein deutlich schwächeres Wirtschaftswachstum. Nach 1,7 Prozent im laufenden Jahr werde 2009 das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nur noch um 1,2 Prozent steigen, sagte Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) am Donnerstag bei der Präsentation der neuen Regierungsprognose. Die deutsche Wirtschaft sei trotz weltweiter Risiken aber in ordentlicher Verfassung. Die Arbeitslosigkeit werde 2008 und 2009 im Schnitt bei etwa 3,2 Millionen liegen. Glos sagte, die Koalition müsse bei ihren Reformen hart bleiben und die Unternehmen zur Schaffung neuer Jobs ermuntern. "Nur wenn wir Kurs halten und Flagge zeigen bei der Fortsetzung unserer Reformpolitik, wird uns das gelingen."
Hiobsbotschaften von den Finanzmärkten haben auch der Stimmung in der deutschen Wirtschaft einen kräftigen Dämpfer verpasst. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel im April auf 102,4 Punkte und damit den schlechtesten Wert seit mehr als zwei Jahren, wie das Münchner Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung am Donnerstag mitteilte. "Die bremsenden Einflüsse, die seit Mitte 2007 sichtbar waren, haben wieder die Oberhand gewonnen", erklärte ifo-Chef Hans-Werner Sinn.
"Nach dem Zwischenhoch zu Jahresanfang 2008 sprechen die neuen Umfrageergebnisse für eine langsamere Gangart der Konjunktur", sagte der Wirtschaftsforscher. Angesichts der Finanzmarktkrise und der Rekordmarken bei Euro und Ölpreis, bewerteten die 7.000 befragten Firmen sowohl ihre aktuelle Lage als auch die Entwicklung der kommenden sechs Monate deutlich schlechter.
Der Teilindex zur aktuellen Geschäftslage fiel um mehr als drei Punkte auf 108,4 Punkte. "Wir sind sehr stark in das Jahr gestartet und jetzt macht sich eben doch ein gewisser Bremseffekt bemerkbar", erklärte ifo-Experte Klaus Abberger.
Der Teilindex zu den Geschäftserwartungen fiel auf 96,8 Punkte und damit den schlechtesten Wert seit August 2005. Besonders im Groß-und Einzelhandel bewerteten die befragten Unternehmen ihre aktuelle Lage und ihre Aussichten deutlich pessimistischer. "Wir haben heftige Diskussionen über Preissteigerungen und da ist sowohl die Verunsicherung der Händler als auch der Verbraucher momentan besonders groß", erklärte Abberger.
"Für den Verbraucher ist sicher sehr wichtig, wie sich die Arbeitsmarktsituation weiter entwickelt und da sind wir eigentlich schon optimistisch", sagte der ifo-Experte. "Der Beschäftigungsaufbau wird sich zwar verlangsamen, wird aber weiter fortgesetzt. Für den Verbraucher sieht es im Moment immer noch ganz gut aus."
Auch die befragten Industrieunternehmen bewerteten ihre Lage und Aussichten skeptischer als in den Vormonaten. Der ifo-Umfrage zufolge, wollen die Firmen aber weiter einstellen, wenn auch vorsichtiger. "Die Basis ist gut und stark. Wir haben hoch ausgelastete Kapazitäten, volle Auftragsbücher und die Beschäftigung entwickelt sich auch positiv", sagte Abberger.
Von Jahresbeginn bis März war der Geschäftsklimaindex überraschend drei Mal in Folge gestiegen. Analysten hatten auch für April nur einen leichten Rückgang des Stimmungsbarometers erwartet.
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