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WOHLBEFINDENStress bis in die Führungsetagen

Psychischen Krisen widmet sich die "Woche der seelischen Gesundheit". Auch Rot-Grün hat sich jetzt des Themas angenommen und fordert mehr Arbeitsschutz.

Schlecht für die seelische Gesundheit: Gefühle der Überforderung gibt es nicht nur im Call-Center Bild: dpa

Um 11,3 Prozent gestiegen ist die Zahl der Menschen, die zwischen 2008 und 2009 in Bremen wegen psychischer Erkrankungen frühverrentet wurden. Das ergaben Berechnungen der Techniker Krankenkasse. Bundesweit waren es sogar 12,5 Prozent mehr. Aufmerksam machen auf Entwicklungen wie diese will die "Woche der seelischen Gesundheit", die der Landesverband der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie (DGSP) und der Bremer Klinikverbund Gesundheit Nord ab heute veranstalten.

Die Woche richte sich vor allem an "seelisch Gesunde", sagt Peter Kruckenberg, ehemaliger Chefarzt der Psychiatrie am Klinikum Ost, bei der Vorstellung der Woche am Montag. Denn jedeR Vierte - ob im Kindes- oder im Erwachsenenalter - durchlebe Untersuchungen zu Folge ein Mal im Jahr Phasen, in denen er psychologisch oder psychiatrisch behandlungsbedürftig sei. Tatsächlich behandelt würden aber die wenigsten. Teils fehle das Hilfsangebot, teils der Mut, Hilfe anzunehmen.

Auslöser von Erkrankungen wie Burnout, Depressionen, Schlaf- oder Essstörungen sei nicht nicht nur die individuelle Veranlagung, sondern auch die soziale Umwelt - im Privaten wie im Beruflichen. "Überhaupt Arbeit zu haben, ist gut für die seelische Gesundheit", sagte Kruckenberg, "wichtig ist es aber auch, gute Arbeit zu haben."

Und eben die führe angesichts unsicherer Arbeitsplätze, hoher Anforderungen und wenig Anerkennung immer häufiger zu Gefühlen der Überforderung, sagt Peter Bagus, Chefarzt der Psychosomatik am Klinikum Ost. In einer "repressiven Arbeitswelt" sei nicht mehr wichtig, was Menschen bereits geleistet haben, sondern was sie noch leisten müssen. "Der Druck, den Job zu bewältigen, ist hoch", sagt Bagus, in allen Branchen und Ebenen, bis in die Führungsetagen.

Wahrgenommen hat das auch die Bremer Politik: In einem Bürgerschaftsantrag fordern SPD und Grüne, psychische Belastungen zum Schwerpunkt des Arbeitsschutzes zu machen, in Landes- wie in Bundes-Vorschriften. "Volkswirtschaftliche Schäden" verursache die wachsende Zahl psychisch bedingter Krankschreibungen und Frühverrentungen, sagt die SPD-Arbeitsmarktpolitikerin Helga Ziegert. Der Schutz bei physischen Belastungen wie Heben oder Tragen sei "umfassend geregelt". "Psychische Belastungen aber werden nicht berücksichtigt", sagt sie. Zwar seien die Faktoren, die Arbeit zur psychischen Belastung machen, "schwer zu fassen". Zum "guten Betriebsklima" beitragen können aber die Gestaltung von Dienst- und Schichtplänen, die Organisation von Arbeitsabläufen oder das Verhalten von Führungskräften. "Die Arbeitswelt", sagt sie, "muss nicht so sein, dass die Menschen chronisch so viele Aufgaben haben, dass sie sie nicht mehr schaffen."

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1 Kommentar

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  • AC
    Arne Christoffers

    Kein Wunder!

     

    Mich wundert es nicht, das die Frührentner zunehmen. Denn ich mußte das Spiel auch mitmachen. Weder die Techniker Krankenkasse noch die Rentenversicherung wollten eine Reha zahlen.

     

    Schlimmer noch: Die Ärzte. Die weigern sich, überhaupt eine richtige Diagnose zu stellen. Statt dessen soll man alle möglichen Medikamente nacheinander ausprobieren, denn wenn das richtige gefunden würde, wäre man sofort wieder arbeitsfähig. Natürlich geht es nach so wilder Medikation nur noch schlechter.

     

    Nicht stationäre Therapie (Reha wurde ja abgelehnt)? Fehlanzeige! Die meisten Therapeuten halten den Streßpegel, mit dem man ankommt, keine 5 Minuten aus. Dann habe ich doch mal einen Therapeuten gefunden, der auch so richtig hilfreich war: "Sie sind entweder zu dumm oder zu faul!" und natürlich verweigert so einer auch noch, mal mit dem Chef zu reden, ob sein blöder Spruch gerechtfertigt sei. Das ging dann auch nur so weiter.

     

    Das einzige, was man lernt: Therapeuten in weniger als 5 Minuten zum Aufgeben oder zur Weißglut zu bringen. Hilft nur leider auch nicht weiter.

     

    Als ich dann auch noch auf ADHS behandelt wurde und dadurch sogar Medikamente bekam, die halfen, weigerte sich die Techniker Krankenkasse dann auch schnell, die Behandlungskosten zu zahlen. Wie man so etwas mit einer Frührente auf Hartz IV Niveau selbst zahlen soll? Keine Ahnung.

     

    Als dann noch der Arzt, wo ich in Behandlung war, aufhörte, stand ich wieder vor dem Nichts. Denn die meisten Ärzte blocken schon ab, sie könnten nicht helfen, wenn man auf burnout & ADHS hinweist.

     

    Die sollen mal schön still bleiben mit ihrem Alarmgeschrei! Wenn die nicht einmal Behandlungskosten übernehmen wollen und keine Ärzte verfügbar sind, die helfen können, was regen die sich dann auf?