WHO warnt vor Pandemie: Höchste Alarmstufe für Schweinegrippe
Die Weltgesundheitsorganisation WHO ruft bei der Schweinegrippe Alarmstufe 6 für Pandemie aus. Laut deutschem Gesundheitsministerium herrscht hierzulande noch keine Pandemie.
GENF taz | Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Alarm für die Schweinegrippe am Donnerstag auf die höchste Stufe 6 angehoben. Damit gilt die Viruserkrankung als Pandemie.
Eine Pandemie liegt nach Definition der WHO vor, wenn sich ein Krankheitsvirus ohne regionale Begrenzungen global und in zunehmendem Maße ausbreitet - und zwar "selbstständig" durch die Übertragung von Mensch zu Mensch. Diese Voraussetzung gilt nach den Regeln der WHO als erfüllt bei einer Verbreitung des Virus in mindestens zwei der von ihr definierten sechs Weltregionen Amerika, Afrika, Europa, Südostasien, Westlicher Pazifik und Östliches Mittelmeer. Das Ausrufen der höchsten Alarmstufe bedeutet nicht, dass bereits überall Pandemie herrscht.
Bisher lautet die Einschätzung des deutschen Gesundheitsministeriums: "In Deutschland herrscht derzeit keine Pandemie." Erst wenn aus Sicht der Behörden die Pandemie auch Deutschland erreicht hat, können Medikamente und Impfstoffe verteilt werden.
Von den bis Donnerstag bei der WHO gemeldeten 27.737 Erkrankungsfällen aus 73 Ländern stammen 87 Prozent vom amerikanischen Kontinent, darunter die USA, Mexiko, Kanada und Chile. Die bislang registrierten 141 Todesfälle kommen ausschließlich aus Amerika - davon allein 106 aus Mexiko. In den vergangenen Wochen hat auch die Zahl der Erkrankungen in Australien (Region Westpazifik) rapide zugenommen, mit einer Konzentration um die Stadt Melbourne in der Provinz Viktoria.
Wegen dieser Entwicklung hatte bereits am Dienstag der für Gesundheitssicherheit verantwortliche WHO-Generaldirektor Keiji Fukuda erklärt,die Gesundheitsorganisation sei "sehr nahe daran, eine Pandemie auszurufen". Zugleich verwies Fukuda auf das Zögern und die Bedenken gegen eine entsprechende Entscheidung, die auch unter WHO-Experten sowie bei vielen Regierungen und Wirtschaftsunternehmen trotz der aktuellen Entwicklung weiterhin bestehen.
Befürchtet wird, die Ausrufung einer Pandemie könne zu Panikreaktionen führen und einzelne Regierungen zu Maßnahmen verleiten, die wirkungslos sind oder gar negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben könnten. Als Beispiel nannte Fukuda Reisebeschränkungen oder das Verbot des Imports von Schweinefleisch und andere Handelsrestriktionen. Auch nach Ausrufung einer Pandemie durch die WHO verbleibt die Entscheidung über die angemessenen Gegenmaßnahmen bei den Regierungen ihrer Mitgliedsstaaten.
Die nach Amerika und dem Westpazifik bislang am stärksten betroffene Weltregion ist Europa mit 1.327 Erkrankungen. Davon kommen über die Hälfte aus Großbritannien.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“