WAS SAGEN DROGENERFAHRENE ELTERN, WENN DIE KINDER NACHFRAGEN?: Der neue Standpunkt
Fast die Hälfte der Jugendlichen über zwölf Jahren kann sich vorstellen, Haschisch zu probieren. Zwölf Prozent würden es mit Ecstasy versuchen und sechs Prozent mit Kokain. Das steht in einer neuen Langzeitstudie, die im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums erstellt und gestern präsentiert wurde. „Probierbereitschaft“ nennt sich das. Mal ein bisschen mit Drogen zu experimentieren, das scheint heute zur Risikogesellschaft zu gehören. Doch in der Drogenfrage zeigt sich inzwischen hier und da ein kleines Generationenproblem: Was sagen Eltern, die selbst Drogen genommen haben, ihren Kindern? Dies wirft einige interessante weitere Fragen auf. Über Risiken und über den Unterschied zwischen allgemeinem Blabla und konkretem Standpunkt.
Nicht wenige der über 40-Jährigen, die inzwischen Eltern sind, haben Drogenerfahrungen. Das war keineswegs immer mit sozialem Absturz verbunden. Im Freundeskreis wurde gekifft, manche kifften täglich. Im Internat wurde Heroin gespritzt. An Wochenenden brachte jemand LSD-Trips aus Amsterdam mit. Gehörte alles zur Selbsterfahrung. In der Studentenzeit war dann Kokain dran. Auch das hatte keine Spätfolgen. Für die meisten nicht. Aber es gab einige wenige, die Opfer waren und blieben: Da ist der Musiker, der nach jahrelanger Kokainsucht irreparable Schäden hat, da war der Junge aus der Clique, der nach einem überdosierten LSD-Trip ein halbes Jahr in der Psychiatrie verbrachte. Da war die sensible Freundin, die durch eine Überdosis Haschisch im Tee wochenlange Angstzustände bekam. Einzelfälle, gewiss. Schließlich leben wir in einer Risikogesellschaft.
Das Besondere am Elterndasein ist, dass man dem Nachwuchs gewisse Risiken ersparen will. Die unnötigen nämlich. „Mama, hast du mal Drogen genommen?“, fragt die zehnjährige Tochter. Die Antwort kann nur lauten: „Ein bisschen Haschisch, aber mir ist davon schlecht geworden. Ich find es langweilig. Drogen sind nur was für die Doofen.“ Es gibt verschiedene Arten von Selbsterfahrung: Einen Standpunkt zu ändern, kann eine davon sein. BARBARA DRIBBUSCH
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen