WAS EIN braunschweiger BRIEFMARKENHÄNDLER ANBIETET: Authentische Erbauung
Wehrmachtsoldaten mit Handgranaten, Kampfflugzeuge im Sturzflug, ein schießender Panzer: Motive wie diese zieren die Briefmarken, die ein Braunschweiger Händler jetzt anbot – in der Jungen Freiheit (JF), die manchem als Organ der Neuen Rechten gilt.
Vom „legendären ersten Wehrmachtsatz des Dritten Reichs“ spricht die Richard Borek GmbH & Co. KG in der Offerte. Zum Aktionspreis von „nur 9,95 €“ können die „authentischen Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs“ erworben werden. Und man verschweigt nicht mal, dass dieser Krieg damals, als die Marken am 21. März 1943 erstmals heraus kamen, schon nicht mehr zu gewinnen war für das Land, dessen Briefe damit frankiert werden sollten: Dass die Wertzeichenreihe den „Durchhaltewillen stärken sollte“, steht auch da.
Beworben hat die Firma Borek die „zwölf Orginal-Briefmarken“ nun mit einem vierseitigen Prospekt, der der JF beigelegt war. Fragen zu diesem Zusammentreffen beantwortet das 1893 gegründete Haus so freundlich wie knapp: „Nein, diese Werbung war nicht gezielt geschaltet.“ Und die Werbeabteilung lässt ausrichten, „dass diese Werbung auch in anderen Zeitungen beilag“.
„Mehr als 70 Jahre nach Kriegsende steht nun noch ein begrenztes Kontingent des Wehrmachtsatzes zur Verfügung“, heißt es im Prospekt. „Verzweifelt gesucht“ werden die raren Postwertzeichen demnach in „Sammler- und Historiker-Kreisen“, zumal man sie in „Luxus-Qualität“ anbiete – so, wie sie einst am „Postschalter verkauft wurden!“
arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.
Im Prospekt ist auch von „Propaganda der NS-Diktatur“ die Rede: Diese Wortwahl klingt nach Distanzierung. Ganz unbeirrt bietet die Richard Borek GmbH & Co. KG im Internet weiter „Briefmarken des Dritten Reiches von 1933 – 1945“ an, auch solche mit Porträts von Adolf Hitler drauf. Der Slogan des Hauses: „Im Dienst des Sammlers seit 1893“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen