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WAFFENLIEFERUNGEN: ISRAEL HAT BITTERERE FEINDE ALS ARAFATEin Schiff mit vielen Kapitänen

Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr, als dass ein mit Waffen voll gestopftes Frachtschiff den Weg in einen palästinensischen Hafen findet. Wer immer den von der israelischen Marine im Roten Meer aufgebrachten Kahn „Karine A“ mit Katjuscha-Raketen und Mörsergranaten hat beladen lassen, wusste das. Kein Kriegstreiber im Nahen Osten ist so blauäugig, mit dem Erfolg dieser Mission zu rechnen. Es gibt zudem sicherere Schmuggelrouten im Nahen Osten. Dies lässt nur einen Schluss zu: Dem Auftraggeber war es gleichgültig, ob die Schiffsladung jemals in den palästinensischen Gebieten ankommt oder nicht. Aus gutem Grund: Entdeckte Waffen eignen sich nämlich genauso gut wie eingesetzte Waffen, um Klima zu vergiften.

Diese Erkenntnis erlaubt einen weiteren Schluss: Es ist nahezu ausgeschlossen, dass Palästinenserpräsident Jassir Arafat die Waffen ordern ließ. Arafat mag nicht immer mit offenen Karten spielen, er mag sogar ein doppeltes Spiel treiben und militante Palästinenser gelegentlich gewähren lassen. Bei einer persönlichen Bestellung solchen Umfangs und Inhalts wäre er unrettbar verloren – und suizidal ist der Palästinenserführer ganz sicher nicht veranlagt.

Der Zwischenfall im Roten Meer zeigt vor allem eins: Arafat hat nicht die Macht, Waffenlieferungen radikaler Organisationen zu verhindern. Sollte sich zusätzlich als wahr erweisen, dass offizielle Stellen der Palästinensischen Autonomiebehörde beteiligt waren, dann hat er darüber hinaus nicht einmal mehr seine eigenen Kräfte unter Kontrolle. Der oder die Auftraggeber wollten auch gar nichts anderes zeigen. Sie wollen eine Eskalation in Nahost, und die werden sie nun vermutlich bekommen.

Der israelische Premierminister Scharon verhielt sich genau nach Plan der Waffenschmuggler, als er gestern vor der Kulisse des aufgebrachten Schiffes Jassir Arafat als Israels bittersten Feind bezeichnete. Der einzige Hoffnungsschimmer geht deshalb vom US-Sondergesandten Zinni aus, der in überraschend weise gewählten Worten sagte, dass seine Mission, Waffenschiff hin oder her, weitergehe. Er wenigstens scheint zu ahnen, dass Israel viel bitterere Feinde hat als Arafat. YASSIN MUSHARBASH

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