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■ VoschlagKesseln mit Roni Size und Freunden: Drum & Bass im Club-Paket

Kennt jeder, mag eigentlich niemand: Die „Clubs United“ genannte Veranstaltung, bei welcher trotz nicht übermäßig toller Acts die diversen beteiligten Clubs und Venues dieser Stadt aus allen Nähten platzen. Nach ähnlichem Prinzip kann man heute für einen Preis von 20 Mark durch vier Clubs schaukeln – es soll sogar Shuttle- Taxis geben! – und sich mehrere Drum&Bass-DJ-Sets um Ohren und Beine streichen lassen.

Zugpferd und wegen der Antrittsgebühr sicher auch Ursache dieser Rotationsveranstaltung ist Roni Size aus dem englischen Bristol – eine Stadt, die man kennt als Wiege des TripHop, die man rühmt für baßlastigste Sounds ever und dafür, daß ihre Einwohner superrelaxt, weil immer stoned sind.

Roni Size kam über Reggae und das Bristoler Soundsystem Wild Bunch zu Drum & Bass, hörte früher, wie fast alle der heutigen Drum&Bass-Produzenten, natürlich auch HipHop, Hardcore und House. Mit „It's a jazz thing“ brachte er dann vor zwei Jahren auf einem der vier Labels, die er zusammen mit einigen anderen Produzenten betreibt, ein Stück heraus, das ihm mancherseits den Ruf einbrachte, vor allem Jazz'n'mellow-Sounds zu produzieren. Doch Jazz ist bei ihm – anders als mittlerweile bei Bukem, oder fieser, bei Endemic Void – nicht der Mittelpunkt der Welt, sondern bloß einer der vielen Bausteine, mit denen er seine verschiedenen Einflüsse via Drum & Bass zum Ausdruck bringt. Bei Size kesseln und scheppern die Beats, daß es eine Freude ist, und seine Bässe sind tief, tiefer, am tiefsten. Size nennt es „Soul Power“. Daß er sich nicht festnageln lassen möchte, bewies er kürzlich erst mit zwei sehr unterschiedlichen Veröffentlichungen: Für den Japaner Nobukazu Takemura und dessen „Child's View Remix“ produzierte er ein butterweiches, hintergründiges Stück Barmusik, und als erste Majorveröffentlichung gibt es von ihm bei Talkin' Loud eine EP, die ein wirklicher Bollermann geworden ist, mit hohem Schwierigkeitsgrad und zwei Tracks, die gar mit einem enorm fresh klingenden Live-Schlagzeug eingespielt wurden. Neben Size legen heute abend noch mehrere DJs aus Berlin und Köln auf. Bei Anspruch auf Vollständigkeit – und vor allem um Roni Size nicht zu verpassen – ist es natürlich am schlauesten, der Rotation aus dem Weg zu gehen und einfach in einem der vier Clubs zu verweilen. Gerrit Bartels

Ab 23 Uhr im WTF (Holzmarktstraße 11), Dolmen-Club (Schönhauser Allee 6/7), Toaster (Neue Schönhauser Straße 20), Aktionsgalerie (Große Präsidentenstraße 10)

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