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Vorwürfe gegen FischindustrieSeltener Thun in der Dose

Nur der echte Bonito gehört in die Konserve. Doch Greenpeace fand auch gefährdete Arten. Die Umweltschutzorganisation bemängelt die mangelhafte Kennzeichnung der Büchsen.

Köpfe von Blauflossenthunfischen auf einem Markt in der spanischen Provinz Almeria. Ihr Fleisch soll eigentlich nicht mehr ins Blech gequetscht werden. Bild: rtr

BERLIN taz | Thunfischdosen enthalten oft Fische bedrohter Arten. In einer gestern veröffentlichten Untersuchung fand Greenpeace in Dosen aus deutschen Supermärkten Spuren von Kleinem Thun und vom gefährdeten Blauflossenthun. Auch Produkte des Marktführers "Saupiquet" waren laut der Umweltorganisation betroffen. Der Hersteller wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern.

Dosen aus Spanien und Griechenland enthielten sogar Fleisch des überfischten Gelbflossen- und Großaugenthunfischs. Echten Bonito mit anderen Thunfischarten zu mischen verstoße gegen EU-Richtlinien zur Regulierung nachhaltiger Fischerei, sagte Iris Menn, Meeresbiologin von Greenpeace. Nur die Bestände des echten Bonito seien nicht gefährdet, so Menn.

Zudem kritisiert die Umweltorganisation, dass die im Verkauf erhältlichen Dosen derzeit lediglich mit der Handelsbezeichnung "Thunfisch" versehen sind. Die Herkunft der Tiere verraten allein kryptische Buchstaben und Zahlenkombinationen. Ein einheitliches Label, das Verbraucher beim Einkauf im Supermarkt über Herkunft und Fangmethode informiert, gibt es nicht.

"Angaben zur Fangmethode sind freiwillig", sagt Matthias Keller vom Bundesverband der deutschen Fischindustrie und des Fischgroßhandels. Eine neue Kontrollverordnung schreibe zwar vor, den wissenschaftlichen Namen der Fische zu nennen, diese Regel gilt allerdings nur für gefrorenen, rohen oder frischen Fisch - nicht für Konservendosen.

Robert Schaller, Sprecher des Verbraucherministeriums, verweist auf Nachhaltigkeitslabels wie das MSC-Zeichen des "Marine Stewardship Council". An diesem sollte man sich beim Einkauf orientieren, rät das Ministerium.

Greenpeace fordert aber von Industrie und Lebensmittelhandel, alle Produkte ausreichend mit Ort und Fangmethode zu kennzeichnen. "Nur so kann der Verbraucher bewusst entscheiden und sicher sein, dass er kriegt, was auf der Dose steht", sagt Menn.

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