Vorwürfe gegen „Die Partei“-Politiker: Schluss mit lustig
Die HAZ behauptet, der „Partei“-Politiker Jens Bolm aus Hannover habe zu Unrecht Coronahilfen kassiert. Der sieht eine Kampagne gegen die Partei.
Die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) hatte am Mittwoch berichtet, Bolm hätte zu Unrecht Coronahilfen kassiert. Von der landeseigenen N-Bank habe Bolm im Frühjahr Geld erhalten, obwohl er, neben seiner Tätigkeit als Chef des von ihm gegründeten JMB-Verlags, bei einem Unternehmen eine Festanstellung habe. Wenn jemand eine Festanstellung hat, dürften Hilfen für das andere Standbein nicht gezahlt werden. Bolm aber habe sie bekommen.
Die Lokalzeitung sah darin einen weiteren Beweis für den „sorglosen Umgang mit öffentlichen Geldern“, für den die Partei in Brüssel – Martin Sonneborn sei Dank – wie am Maschsee bekannt sei. Das kommt bei einem Schatzmeister, kaum überraschend, nicht gut an – trotz der Annahme, in dieser Partei müsste jede:r alles mit Humor nehmen.
„Ich halte die Beantragung für rechtmäßig“, sagt der 38-Jährige. Sein Verlag, in dem er Kinderbücher, kritische Bände zu Verschwörungstheorien oder Cartoons über nervende Medienmänner veröffentlicht, sei kein Nebengewerbe. Er stehe aber auch schon mit der N-Bank in Kontakt. „Falls es nicht rechtmäßig war, werde ich das Geld selbstverständlich zurückzuzahlen“, setzt Bolm pflichtschuldig hinterher.
Oder lag's an der Bürokratie?
Vielleicht stimmt die Vermutung der HAZ aber doch und Bolm ist den vielen und komplizierten Ausfüllbögen der N-Bank zum Opfer gefallen? Das wäre überraschend: 2017, als er schon einmal für den Bundestag kandidierte, trat er als Bürokratieliebhaber auf, der sehr gern allerlei Bögen ausfüllt. „Mehr Formulare für alles und jeden“ lautete sein zentrales Wahlversprechen. Er werde sich für den rigorosen Bürokratieaufbau einsetzen.
Im kommenden September will er sich bei den Kommunalwahlen für den Wahlkreis Hannover-Nord erneut aufstellen lassen. „Ein Einzug dürfte aber wohl unrealistisch sein“: So analysiert Bolm seine eigenen Chancen. Auch hier: völlig humorfreie Antwort. Ob er sich damit noch lange in dieser Partei halten kann?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe
Armut in Deutschland
Wohnen wird zum Luxus
Ansage der Außenministerin an Verbündete
Bravo, Baerbock!