: Vorstellen, wie sich das anfühlt
■ Ein Gespräch mit Daniel Brühl über seine Rolle in „Vaya con dios“ und Medienrummel
Der heute 23-jährige Daniel Brühl spielte 1998 seine erste Kinohauptrolle in Schlaraffenland von Friedemann Fromm. Vorigen Januar überzeugte er in Das weiße Rauschen als ein junger Schizophrener. In dieser Woche startet Vaya con dios, Brühl spielt darin an der Seite von Michael Gwisdek den jungen Mönch Arbo eines fiktiven Cantorianerordens – diese glauben, nur durch Musik Gott nahe sein zu können.
taz hamburg: Dich nach Nichts bereuen und Das weiße Rauschen als Mönch zu sehen war ungewöhnlich, wie ging es dir?
Daniel Brühl: Das ist bei den meis-ten Rollen, die ich annehme erstmal so, dass sie weit weg sind von dem, was ich so bin. Bei diesem Film war es bloß etwas extremer. Dieses Thema, Mönch sein und in einem Kloster zu leben, hat mich aber schon immer fasziniert. Für die Rollenfindung war es natürlich sehr schwer, weil ich alle Erfahrungen, die ich als Jugendlicher so gemacht habe, zunächst erst mal vergessen musste.
Wie hast du dich konkret auf die Rolle vorbereitet?
Also ich war 14, nicht 19 wie Arbo im Film, als ich anfing, die Frauen zu entdecken oder heimlich nachts wegzubleiben und alleine zu verreisen. Dieses Lebensgefühl habe ich mir zurückgerufen. Bei Arbo spielt sich das natürlich alles in ganz anderen Dimensionen ab. Und dann kommt ja noch die Sache mit dem Glauben dazu und die Tatsache, dass man in so einer kleinen Gemeinschaft aus nur drei Männern in Abgeschiedenheit und Isolation aufgewachsen ist. In der Probenzeit habe ich mich dann sehr intensiv isoliert und nur noch diese Musik gehört. Ich hatte schon den entsprechenden Haarschnitt und die Kutte. So bin ich dann langsam in diese Welt eingetaucht.
Gehst du mit deinen Rollen auch an Grenzen oder behältst du immer die Kontrolle?
Gerade bei Das weiße Rauschen war klar, dass ich diese Rolle nur dann spielen kann, wenn ich sie mir selber glaube. Ich musste das ein Stück weit selbst leben, auch wenn das nur eine Annäherung blieb an die Krankheit. Und immer noch gespielt bleibt, weil die Schizophrenie einfach zu kompliziert ist. Da kann man sich nicht hundertprozentig hineinversetzen. Dennoch bin ich mit dieser Annäherung schon sehr weit gegangen und habe versucht, mich auf eine Reise zu meinem eigenen Wahnsinn zu begeben. Ich bin da schon an Punkte gekommen, wo ich Angst bekam. Nicht dass ich mich selber verliere. Sondern ich konnte mir manchmal vorstellen, wie sich das anfühlt, diese Krankheit ein Leben lang zu haben.
Dadurch, dass jetzt innerhalb kürzester Zeit gleich drei Filme mit dir in den Kinos laufen, bist du ja sehr präsent in den Medien. Wie gehst du damit um?
Ich genieße das erstmal irgendwie und freue mich darüber. Ich habe ja auch auf ein Interesse und Aufmerksamkeit hingearbeitet. Aber nun kommt es etwas explosionsartig und ist manchmal ein biss-chen zuviel. Deshalb möchte ich mich ein wenig rar machen und eher weniger machen als zuviel. Was den Medienrummel angeht, werde ich auch versuchen, nur etwas über die Filme zu erzählen, für die ich ja auch gerne werbe. Aus privaten Sachen möchte ich mich heraushalten, was nicht ganz einfach ist, wegen der Beziehung, die ich mit Jessica (Schwarz, Anm. d. Red.) führe. Da sind wir beide ganz vorsichtig geworden.
Du bist zur Hälfte Spanier. Hättest du auch Lust, mal einen Film auf Spanisch zu drehen?
Das ist so mein realistischer Traum. Ich wäre auf jeden Fall in der Lage dazu, weil ich schon fließend Spanisch spreche. Aber noch fehlen mir die Kontakte. Ich möchte jetzt auch die Zeit nutzen, in der ich weniger drehe, sowas zu machen. Ich habe hier von Leuten zwei, drei Adressen bekommen, von Produzenten und Regisseuren in Madrid, bei denen ich mal aufschlagen möchte. Aber es ist auch immer gut, wenn man Referenzen hat von Leuten, mit denen man schon zusammengearbeitet hat, nur Türklinkenputzen ist blöd und bringt auch nicht soviel.
Verfolgst du so, was im spanischen Kino läuft?
Ja. Mein Bruder ist jetzt dorthin gezogen. Dem habe ich aufgetragen, mich mit DVDs zu versorgen. Und wenn ich da unten bin, gehe ich immer ganz bewusst in spanische Filme. Dort gibt es tolle Filme und tolle Regisseure, von denen nur wenige hier ankommen. Es gibt ja sogar ein paar spanische Filme, die hier kometenhaft Jörg Taszman
Der Film startet diese Woche, Zeiten und Kinos siehe Programm
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