Vorstandswahl: Ver.di quält sich mit Personalien

Zoff bei der Wahl des neuen Ver.di-Vorstands: Die Chefetage schrumpft nicht wie geplant.

Die Wahl des Vorstands geriet zum Ereignis: Bundeskongresses der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di Bild: dpa

LEIPZIG taz Der Bundesvorstand der größten deutschen Gewerkschaft ist fast komplett: Die Delegierten des Ver.di-Bundeskongresses wählten mit großer Mehrheit Elke Hannack in das Führungsgremium. Die 46-Jährige ist CDU-Mitglied und bisher Vizechefin des DGB in Nordrhein-Westfalen, sie wird im Vorstand der Dienstleistungsgewerkschaft für Sozialpolitik zuständig sein.

In dem 14-köpfigen Gremium fehlt nun noch ein Vorstandsmitglied für Bildung, am Donnerstag konnte sich der in Leipzig tagende Kongress vorerst nicht auf eine Kandidaten einigen. Die Wahl des Bundesvorstands, sonst eher eine Formalie, geriet bei Ver.di zum Ereignis - welches die fein abgestimmte Kongressregie so durcheinander brachte, dass sogar das Grundsatzreferat des alten und neuen Ver.di-Chefs Frank Bsirske um einen Tag verschoben werden musste.

Ein Ziel der Versammlung war es nämlich, den Bundesvorstand drastisch zu schrumpfen. Statt 15 ChefInnen sollten darin nur noch 11 sitzen - als Reaktion auf den internen Sparkurs und den Mitgliederschwund. Schließlich zählt die Gewerkschaft nur noch 2,23 Millionen Mitglieder, im Gründungsjahr 2001 waren es noch 2,8 Millionen.

Doch die angestrebte Schrumpfung gelang nur teilweise - aus 15 wurden 14. Die Gewerkschaftsstrategen hatten das Recht der einzelnen Fachbereiche vergessen, Kandidaten autonom zu nominieren. Sie schlugen so viele Männer vor, dass die bei Ver.di in der Satzung festgeschriebene Frauenquote nicht zu halten gewesen wäre. Noch verzwickter wurde die Rechenaufgabe durch den Umstand, dass man bei Ver.di darauf achtet, auch CDU-nahe KandidatInnen im Vorstand zu platzieren.

Gleichzeitig fielen zwei Kandidatinnen durch: Monika Stabel-Franz, eine Beamtin mit CDU-Parteibuch aus dem Saarland, scheiterte ebenso wie Sieglinde Frieß, eine Grünen-Vertreterin. Bis in die späte Nacht suchten Gewerkschaftsrat und Vorstand hektisch nach Ersatz, man einigte sich schließlich auf Hannack - wohl auch, weil sie in der CDU und Mitglied der CDA ist. Hannack erntete viel Applaus, als sie in ihrer Bewerbungsrede als Arbeitsschwerpunkte den Mindestlohn von 7,50 Euro und das Thema Kinderarmut durch Hartz IV nannte. In ihrem Wahlergebnis spiegelte sich die Erleichterung des Kongresses wider: Hannack bekam 92,8 Prozent der Stimmen, der unumstrittene Boss Bsirske hatte nur knapp 2 Prozentpunkte mehr geschafft.

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