■ Vorschlag: "Türkeibilder" - eine Konferenz im Haus der Kulturen der Welt
Die Senatsreferentin machte einen interessanten Fehler, als sie für Peter Radunski das Grußwort für die Konferenz „Türkeibilder“ im Haus der Kulturen der Welt schrieb: Über der ersten Fassung ihres Entwurfs stand „Getürkte Bilder“. Eine Fehlleistung? Oder die unfreiwillige Kennzeichnung des Wissenstands über ein Land, das uns gleichzeitig sehr nah und sehr fern ist?
Gerade in Berlin ist die türkische Kultur ein fester Bestandteil unseres Alltags – von türkischsprachigen Rapcrews bis zum sprichwörtlichen Gemüsehändler an der Ecke. Doch über das Land selbst wissen die meisten Deutschen wenig, die Wahrnehmungskluft ist vorprogrammiert: So sprechen Deutsche etwa von der „Kurdenproblematik“, während Türken diesen Dauerkonflikt in ihrem Land als „Kampf gegen den Terrorismus in Südostanatolien“ betrachten.
„Türkeibilder“ ist die vierte Mittelmeertagung im Haus der Kulturen der Welt. Um den Berlinern das Selbstbild der heutigen Türkei näher zu bringen wurden dafür einige hochkarätige Referenten aus der Türkei nach Berlin eingeladen: Heute, am „Tag der Philosophen“ spricht etwa die Philosophieprofessorin Betül Cotuksöken aus Istanbul über die „Ursprünge und Entfaltung der türkischen Moderne“. (Der angekündigte Journalist Ali Bulac hat in letzter Minute abgesagt.) Morgen, am „Tag der Schriftssteller“ referieren der Dichter Ismet Özel und der Romancier Mario Levi über türkische Kulturtraditionen.
Die Konferenz, die vom deutsch-türkischen Publizisten Zafer Senoçak und Thomas Hartmann organisiert wurde, soll auch der Vorbereitung eines „Berliner Fensters“ bei den Kulturfestivals in Berlins Partnerstadt Istanbul im nächsten Jahr dienen. 1998 sollen dann in Berlin Türkeiwochen stattfinden, an deren Vorbereitung auch René Block mitarbeitet, der zuletzt die Istanbuler Kunst-Biennale organisiert hat. Tilman Baumgärtel
Heute/morgen ab 17 Uhr, HdKdW, John-Foster-Dulles-Allee 10.
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