■ Vorschlag: Arbeit als Fron: Fotografien von Sebastião Salgado
Kohleabbau in Dhanbad, Indien Foto: Sebastião Salgado
Das Leben des Menschen gründet auf Arbeit. Durch Maschinen und elektronische Medien durchläuft sie in der Gegenwart revolutionäre Veränderungen. Wie sehr Arbeit in weiten Teilen des Südens jedoch immer noch körperliche Fron, Ausbeutung und Inhumanität bedeutet, veranschaulichen die Fotografien des Brasilianers Sebastião Salgado. Zum zweijährigen Bestehen des Brasilianischen Kulturinstitutes in Berlin sind seine Aufnahmen, die zwischen 1986 und 1992 entstanden sind, zu sehen. Sie wurden in 26 Ländern unter dem Titel „Arbeiter. Archäologie des Industriezeitalters“ schon vor vier Jahren in Buchform publiziert.
Salgado zeigt die Arbeit in Goldminen im brasilianischen Bundesstaat Pará, auf Erdölfeldern in Kuwait, beim Teeanbau in Ruanda, bei der Zuckerrohrernte in Kuba oder dem Schwefelabbau in Indonesien, aber auch im Schlachthof von South Dakota, beim Bau des Eurotunnels oder dem Thunfischfang auf Sizilien. Arbeiten heißt dabei immer härteste körperliche Anstrengung im Kampf mit der (oder gegen die) Natur, aber auch Technik in Form von gigantischen Maschinen, die Menschen oft klein und ausgeliefert erscheinen lassen. Dennoch sind Salgados Werktätige auch Helden der Arbeit, ohne daß sie heroisiert würden. Die Fotos sind weder Hohelied noch Anklage, sondern eindringliche und aufrüttelnde Dokumente, eine Art Bestandsaufnahme am Ende des Jahrhunderts.
Salgado, 1944 geboren und über den Umweg des Ökonomiestudiums erst spät zur Fotografie gekommen, lebt in Paris. Er hat mehrere bedeutende Preise erhalten, wurde 1996 zum Fotografen des Jahres ernannt und beschäftigt sich seit einigen Jahren mit „Völkerwanderungen“ – ein Thema, das er bis 2000 bearbeiten möchte. Zur Ausstellung nach Berlin, deren Auswahl seine Frau traf, konnte er nicht kommen. Zur Zeit hält er sich in Kairo auf, um den Prozeß gegen die Attentäter auf den deutschen Touristenbus zu dokumentieren. Michael Nungesser
Bis 28.11., Do.–Di. 10–17 Uhr, Brasilianisches Kulturinstitut, Knesebeckstraße 20–21
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