Sassouci: Vorschlag
■ Uncooles Refugium - Zum Nußbaum
Es gibt ja nun einen Skulpturenpark im Tacheles, und Rasenflächen werden eingesät und mit Netzen bedeckt, so daß die Amseln den frischen Samen nicht gleich verschlingen. Schmale Pfade winden sich durch die Parklandschaft, und in der Mitte entsteht nun gar ein kleiner Springbrunnenteich. Abends wird gegrillt, und zum Frühstück kann man auch Champagner haben. Überall fotografierende Japaner („And you are a real Berliner? Oh, let me take a shot, please.“) Man lächelt dazu, fühlt sich aber doch irgendwie nicht mehr recht zu Hause.
Will der Berliner sich mal so richtig im Urlaub fühlen, wie in Heidelberg zum Beispiel oder Rüdesheim, dann fährt er abends schnell ins Nicolaiviertel, von dem es heißt, hier hätten einstmals Amerikaner, Bayern und Japaner ihr ganz eigenes Berlin gefunden. Heute ja nicht mehr, das ist nicht mehr das rechte, nicht das wahre, gesuchte, tödlich coole, irgendwie apokalyptische Berlin, von dem in den Reiseführern immer die Rede ist und das man heute, wild fotografierend in der Großraumlimousine die Oranienburger entlangfahrend, findet. Im Nicolaiviertel also, da steht das älteste Gasthaus Berlins, der „Nußbaum“, 1682 erbaut zu Cölln und nach dem „faschistischen Krieg“, so verkündet eine Bronzetafel, an dieser Stelle in der Straße Zum Nußbaum wiedererrichtet. Einen kleinen Biergarten gibt es davor, gleich neben der Nicolaikirche, Bockwurst für zwei fünfzig, lecker Bierchen, Musiker aus der ganzen Welt, die hier noch immer den Tourist vermuten und ein dunkles Klingen – ach, Heidelberg. Volker Weidermann
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