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■ VorschlagFröhlich regressiver Humorist: Harald „Sack“ Ziegler im Roten Salon

„An der Cowboybar ist der Kaugummi, den man dort kaufen kann, kaum kaubar.“ Ziemliches Kauderwelsch, nicht wahr? Das geht aber noch weiter: „Auch der Kautabak, den man dort kaufen und auch kauen kann, ist kaum kaubar.“ Wer jetzt irritiert, vielleicht auch frohgemut an „neue deutsche“ Humoristen wie die ganz Doofen, an die Herren Schneider oder Schmidt denkt, dem kann man ja mal den Namen Harald „Sack“ Ziegler stecken. Ziegler ist das, was man heutzutage einen „Humor-Minimalisten“ und „Homerecording-Exzentriker“ nennt: Alles, was er an Tief- und Dummsinn im Kopf hat, will er möglichst simpel, schnell und auch zu Hause vertonen und einspielen, und so bedient er für seine Songs Plastik- und Spielzeuginstrumente. Denn wichtiger als Fingerfertigkeit und Harmonien sind dem Mann aus Köln zwei, drei krude Töne, die für eine simple „Hänschen klein“-Melodie ausreichen. Was dann aber nicht nur Low-Fi bedeutet. Wenn Ziegler vom Zeitgeist geplagt wird, stemmt er locker vom Hocker auch Toy Techno oder Dub-Rap-Metal. Aus dem Sack heraus, versteht sich: In einem Kinderrucksack transportiert er alle für seine Shows benötigten Tonerzeuger.

Bei Ziegler braucht sich kein Witz vor der Pointe zu fürchten, die Pointen werden einfach ausgelassen. Witzig ist der Mann wegen seiner fröhlichen Regressivität: Abzählreime und die Abenteuer von Tim und Struppi liegen ihm mehr als erwachsene Boshaftigkeiten und Zynismen. Hier geht es um Pyjama-Toasts, Sterntaler und Pizza Barbies! Und wenn ihm ein Reim verunglückt, um so besser: „Oma kommt zu Besuch und schenkt mir ein Malbuch. Sind wir dann bei Oma zu Besuch, kriegt sie ein Riesenrätselbuch. Ich male mir mein Leben aus, und Oma bleibt zu Haus. Statt Brezeln backen und Schnitzel zu machen, sitzt sie im Garten beim Rätselraten.“ Mal reimen sich Teppich, Rettich und fettich (na ja), mal passen in der Tat Ungeheuer, Hundesteuer und teuer; Ziegler erschließt auf diese Weise lustige und exklusive Bedeutungszusammenhänge, obwohl ihn manchmal auch knarzige Hellsichtigkeit packt: „Schöne weiße Welt ist auch sehr kalt“, heißt es einmal oder gar: „Sie schauen mich alle wie Autos an, ich bin doch keine Autobahn.“ Gerrit Bartels

Mit Bert Papenfuß und Frank Willmann, heute ab 23 Uhr im Roten Salon, Volksbühne, Rosa-Luxemburg-Platz

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