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■ VorschlagRecht funkige Daddeleien: Girls Against Boys unemotional im Loft

Keine Frage, Girls Against Boys muß man als Rockband bezeichnen. Allerdings als eine, die man nicht so richtig in die gängigen Schablonen – soweit es die noch gibt – pressen kann. Das war schon so, als die vier Wahl-New Yorker noch in Washington DC musizierten und Soulside hießen. Soulside standen für einen Sound ein, der seine Haken fest in Hardcore und Heavyness geschlagen hatte, mit feinen Breaks und hübschen Hook-Lines. Als einzigartiges Vermächtnis gilt das dritte Soulside-Album, „Hot Body Gram“. Dieses landete jenseits von Straight-Edge-Ideologie und Hardcore-Genicke auch auf manchem bürgerlichen Ohrensessel. Als man sich dann unter dem Namen Girls Against Boys neu formierte, ging die Band im großen Grunge- und Alternative-Rock-Rummel einigermaßen unter. Was auch daran lag, daß Girls Against Boys weiterhin versuchten, neue Ausdrucksformen für Rockmusik zu finden: Auf ihrem Erstling „Scorpio“ experimentierten sie u.a. mit ruhigen, verhaltenen Trompetenlautmalereien und recht funkigen Daddeleien. Cool und erwachsen hörte sich das an. Weit weg von doofer Emotionalisierungsrhetorik, war das ein Sound, der keinem amerikanischen Rockstandard verpflichtet war. Das ist heute nicht anders, nur haben sie die Räume, die sie seinerzeit öffneten, wieder dichtgemacht: Gitarren und Bässe werden da aufgetürmt, und zusätzlich Sampler und Drummaschine angeworfen, um mit einem massiven Wall-Of- Sound die Berge, die heute nicht mehr Rock heißen, zu versetzen. Aus etwas anderem Schrot und Korn sind die eigentlichen Headliner des Abends, dEUS. Diese Band wurde mal von MTV entdeckt und entwickelte sich zu einem lustig-interessanten Hopper, an dem vor allem Jim Jarmusch seine helle Freude haben müßte. Tom Waits, John Lurie und natürlich das MTV-Format stehen bei dEUS Pate. Was sich heutzutage nicht mehr ausschließt, wiewohl der Novelty-Effekt auch schon wieder verschwunden ist: Mangels Kartennachfrage verlegte der Veranstalter das Konzert kurzerhand vom großen Huxley ins Loft. Gerrit Bartels

Girls Against Boys, dEUS ab 21 Uhr im Loft, Nollendorfplatz

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