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■ VorschlagBossaholics im Haus: "RedHot+Rio"-Benefiz im BKA-Zelt

Schwül-ätherisch legt sich eine Stimme über ein lässig klimperndes Piano, während einem der Groove unmerklich über die Wirbelsäule krabbelt – klar, das ist Bossa Nova, die brasilianische New Wave der Sechziger. Auch klar, daß diese Musik, die für immer dazu verurteilt schien, fortan durch verlassene Hotellobbys und einsame Fahrstuhlschächte zu geistern, im Zuge des Leichter-hören-Trends wiederentdeckt wurde. Die genialen Kompositionen Antonio Carlos Jobims, des 1994 verstorbenen Erfinders des Bossa Nova, sind, von London bis Tokio, plötzlich wieder in aller Munde. So war es nur naheliegend, dieser Legende in Form eines Tribute-Samplers ein Denkmal zu setzen – mit dem inzwischen neunten Aids-Benefiz- Album „RedHot+Rio“.

Die RedHot-Reihe begann 1990 mit einem spektakulären „Tribute to Cole Porter“ und wurde in unterschiedlichen Varianten von Jazz („RedHot+Cool“) über Independent („RedHot+Bothered“) bis „RedHot+Country“ fortgesetzt. Auf diese Weise hat die „RedHot-Organisation“, die auf neue Wege der Gesundheitsaufklärung zwischen fundraising, education and entertainment setzt, bisher schon 6 Millionen US-Dollar zusammengetragen, die an Aids-Organisationen weltweit fließen. Auch nach Brasilien, das mit seiner Aids-Rate im internationalen Vergleich an dritter Stelle liegt.

Für „RedHot+Rio“ haben sich ausgewiesene Bossa-Nostalgiker von „Everything but the Girl“ über George Michael bis Sting fachgerecht über die Werke Jobims hergemacht. Insgesamt aber zeigen die Brasilianer den Nordlichtern, was ein hook ist: Tropicalismo- Altstars wie Caetano Veloso und Gilberto Gil und Newcomer wie Chico Science geben Nachhilfe in Sachen Samba-Feeling. Weil das „girl from Ipanema“ jedoch heute ein Mann ist und mehr auf House steht, steht House auf dem Programm der „RedHot+Rio“-Party am Sonntag – personifiziert durch DJ Renato Lopes aus São Paulo. Den Bossa-Part übernehmen neben Bebel Gilberto (Tochter der legendären Astrud Gilberto) und Band die stadtbekannten Berliner Bossaholics CopaKarim und DJ Pheerce. Auch mit Capoeira-Tänzern, den Samba-Trommlern der Ufa-Fabrik und brasilianischen Transvestiten ist zu rechnen. Die Erlöse gehen, fast überflüssig zu sagen, natürlich an die Berliner Aids-Hilfe. Daniel Bax

RedHot+Rio – Aids-Benefiz-Party am So., 24.11., ab 21 Uhr in den BKA-Zelten an der Neuen Nationalgalerie

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