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■ VorschlagRecord-Release: Die Klezmatics im Haus der Kulturen der Welt

„Radical Jewish Culture“ aus New Yorks Downtown im Doppelpack: Vor zehn Tagen erst stellte David Krakauer im Rahmen des Zadik-Festivals im Tacheles sein „Klezmer Madness“-Projekt vor, nun ziehen die einstigen Bandkollegen nach. Die Klezmatics feiern heute das Erscheinen ihres vierten Albums beim Berliner Piranha- Plattenverlag und beginnen damit gleichzeitig eine kurze Tournee durch die Republik.

Nenn es Alternative Klezmer, nenn es Klezmer-Crossover – vor mehr als einer Dekade gegründet, haben sich die Klezmatics einen Namen gemacht durch ihren wahrhaft unorthodoxen Umgang mit dem ostjüdischen Erbe der jiddischen Volksweisen. So wurden sie, neben anderen Gruppen wie Brave Old World oder Kapelye, zu Leitfiguren des plötzlichen Klezmer-Revival-Booms, der gerade auch in Deutschland rauschende Erfolge feierte.

Die profane Gebrauchsmusik, die einst von angeheuerten Klezmorim-Kapellen zu Hochzeitsfeiern, Beschneidungsfesten oder zur Bar Mizwa angestimmt wurde, war plötzlich zum Symbol jüdischer Kultur überhaupt geworden. Dabei ging es gerade der neuen amerikanischen Klezmer-Generation nie ums nostalgische Recycling sentimentalen jiddischen Schtetl-Kitsches, sondern vor allem darum, jüdische Religiosität und Tradition mit dem real existierenden Zeitgeist zu vermählen. Den Klezmatics fiel es nicht schwer, Schnittstellen zu praktisch allen modernen Musikformen zu eröffnen und damit den Bogen von der Synagoge zum Szeneschuppen zu schlagen. Frisch und funky, hip und cool sind denn auch die Attribute, die diesem Aggregat beseelter Partymusik von euphorisierten Schreiberlingen wie mir gerne angehängt werden. Hier nur noch das Wichtigste in Kürze: Die neue Platte der Klezmatics besteht zur Hälfte aus neuen Stücken und zur Hälfte aus der Musik, die sie für die „Dybuk“-Theaterbearbeitung des Pulitzer-Preisträgers Tony Kushner schrieben. Stolz sind sie darauf, daß ihnen der Underground-Autor Michael Wex seine Zeilen schenkte für „Mizmor Shirle-Hanef“, einer bekifft grinsenden jiddischen Cannabis-Hymne. Daniel Bax

20 Uhr im Haus der Kulturen der Welt, Tiergarten

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