■ Vorschlag: "Des nouvelles du bon dieu" von Didier le Pecheur
Ein schlechter Start. Erst einmal wie ein Auto in voller Fahrt gegen die Wand gesetzt. Der Einfall, gleich zu Beginn einen Autor im Suizid enden zu lassen, ist durchaus charmant. Zurück bleiben eine ebenfalls lebensmüde Ehefrau Karenine (Maria de Medeiros) und ein Roman, der dem Film den Titel gibt und gleichzeitig als Buch der Bücher gehandelt wird, das geheime Drehbuch quasi. Bald tauchen auch schon die ersten Figuren auf. Sinnsuchend umherirrend, als seien sie getriebene Untote, erinnern sie ein bißchen an die existentialistische Attitüde der Sartre-Verfilmung von „Les jeux sont faites“. Auf der Mauer, auf der Lauer, irgendwo hier lauert Gott, das Nichts und der ennui.
Evangeline, gespielt von der immer irgendwie leicht geduckt wie ein Tigerweibchen agierenden Marie Trintignant, und ihr Bruder Nord (Christian Charmetant) sind das handelnde Duo. Geschickt wird versucht, das Maximum aus der Konstellation des als „schreckliche Kinder“ wirkenden Geschwisterpaares herauszuholen, dabei sind sie längst schon Twens. Evangeline und ihr Bruder haben sich vorgenommen, ihr Leben mittels Literatur in den Griff zu bekommen und dabei ein paar Gottesbeweise rauszupressen. Dabei soll der Priester Javigo (Michel Vuillermoz) helfen. Das klingt längst nicht so abstrus, wie es aussieht, denn diese Geschichte hat einfach Aufhänger gleich in der Überzahl.
Dazu gehört auch, daß es zur Orgie kommen muß. Sogar die nicht nach dem Heilsplan der Geschwister zu kidnappende Polizistin Edwarda (vollippig: Isabelle Candelier) willigt, nach kurzem Sträuben, begeistert in eine konzertierte Rammelei ein. Bald wird aus der zusammengestoppelten Gruppe eine – wenn auch etwas klemmige – Lustclique, die sich in der Hotelsuite aneinander gütlich tut. Fast wird darüber der ernsthafte Sinn der Mission vergessen, leider nur vorübergehend. Denn es ging ja um die Frage nach dem lieben Herrgott oder zumindest dem netten Herrn Autor. Nach manch umgefahrenem Fußgänger und weiteren Kapiteln in Terrorgeplänkel ist das Ende allzu vorhersehbar, und man bekommt höchstens Mitleid mit den Crash Dummies. Gudrun Holz
Heute 20 Uhr im fsk (Omu), Segitzdamm, Kreuzberg
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