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■ VorschlagMinimalistisch, mystisch: Barragán im Deutschen Architektur Zentrum

Aus einer gewaltigen Mauer in Rosa, die den Himmel zu durchschneiden scheint, ergießt sich ein Strahl Wasser in ein Becken. Baumeister Luis Barragán (1902–1988) hatte eine Vorliebe für das nasse Element. Immer wieder waren es Wasserfälle, Teiche oder Brunnen, die er in seine Planungen mit einbezog. „Ein Brunnen bringt uns Frieden, Freude und Sinnlichkeit“, sagte er einmal. Das Deutsche Architektur Zentrum zeigt jetzt eine Ausstellung, die sein Lebenswerk in Fotografien und Modellen dokumentiert. Sie ist erstmalig in Sevilla anläßlich der Weltausstellung 1992 mit großem Erfolg präsentiert worden. Luis Barragán lebte und arbeitete bis zu seinem Tod in Mexiko. Lange Zeit war der Architekt selbst in Mexiko nur Kennern bekannt. Das änderte sich, als ihm 1976 das New Yorker Museum of Modern Art eine Einzelausstellung widmete.

Barragáns erste Bauten entstanden in den zwanziger Jahren in der Provinzhaupstadt Guadalajara, seinem Geburtsort. Geprägt von der hispanisch-mediterranen Bautradition, war er auch durch die andalusisch-maurische Architektur beeinflußt. Später baute er funktionalistische Einfamilien- und mehrstöckige Wohnhäuser, die im starken Kontrast zu seinen vorigen Werken stehen. Beton, Glas und Stahl sowie klare, gerade Linien erinnern ans Bauhaus.

Mitte der vierziger Jahre entwarf Barragán die international bekannten Gärten „Jardines del Pedregal de San Angel“. Mit dem Bau seines eigenen Hauses und Ateliers in Tabucaya 1947 setzte ein Wandel ein. Barragán verstand sich von nun an weniger als Architekt denn als Stadtplaner und Landschaftsgestalter. Für die Außenbezirke der Hauptstadt entwarf er weitläufige Wohnsiedlungen mit Plätzen, Gärten, Brunnen und Teichen. Barragáns Architektursprache verbindet Minimalismus und Mystik. Einfache geometrische Formen: freistehend oder tragend sind seine Mauern entweder weiß getüncht oder strahlen in den Farben der mexikanischen Volkskunst, Rosa, Blau, Orange. Barragán spielte mit Licht und Schatten. Und er schuf Orte der Stille und Einsamkeit, der Meditation, wo nur das Wasser murmelt oder die Blätter des Baumes rauschen. Eine Architektur, die uns in die Welt der Träume, der Erinnerungen, der Mythen zurückführen will. Andreas Hergeth

Di.–Sa., 10–18 Uhr, DAZ, Köpenicker Straße 48/49, Treptow

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