■ Vorschlag: „Black Survivors“ – Eine Filmreihe im Eiszeit über schwarze Deutsche
Im Dritten Reich vermessene Mischlingskinder Foto: Eiszeit
In den zwanziger Jahren lebten in Deutschland etwa 50.000 Schwarze. Viele von ihnen arbeiteten in der boomenden Unterhaltungsindustrie, meist als Jazzmusiker. Darüber, wie es ihnen nach 1933 erging, gibt es eine Dokumentation der BBC. „Black Survivors of the Holocaust“ – vier Männer und eine Frau erzählen von ihrer Zeit in Nazideutschland. In England und den USA lief der Film bereits letztes Jahr, in Deutschland wurde er von allen angesprochenen Fernsehanstalten abgelehnt, sagt Suzan Beermann. Beermann ist eine der MacherInnen des Eiszeit-Kinos, und dort eröffnet die BBC- Dokumentation heute die Filmreihe „Black Survivors“.
Der Dokumentarfilmer David Oknefuna liefert eine Menge Biographien: Wie viele schwarze Kinder mußte sich Hans Hauk, der Sohn eines Algeriers und einer Deutschen, im „Reichsernährungsinstitut“ vermessen lassen. Anschließend wurde er im Saarland sterilisiert und mußte unterschreiben, sich in Zukunft jeglichen sexuellen Kontakts mit Deutschen zu enthalten. Einigen schwarzen Deutschen wurde die Staatsbürgerschaft aberkannt, viele mußten Zwangsarbeit leisten. In Berlin ging es ihnen noch am besten. Hier konnten sie untertauchen, manche fanden Arbeit beim Film in Babelsberg: „Quax in Afrika“ oder „Tanta Wanda aus Uganda“.
Wie damals fällt es auch heute den Deutschen schwer, Schwarzsein und Deutschsein zusammenzudenken, sagt zumindest May Ayim in der Dokumentation „Hoffnung im Herz“, in der Maria Binder zeigt, wie man es als Afrodeutsche in Berlin aushält. May Ayim, die sich im August letzten Jahres das Leben nahm, Mitbegründerin der „Initiative schwarze Deutsche“, erwiderte in ihrem Rap-Lyrik-Stil auf verbissene Deutschtümelei: „Ich will afrikanisch sein, auch wenn ihr mich gerne deutsch haben wollt, und trotzdem deutsch sein, auch wenn euch meine Schwärze nicht paßt.“
In diesem Kontext der gegenseitigen Ausgrenzung zeigt die Dokumentation „Schwarze Frauen bekennen Farbe“, wie die mittlerweile dritte Generation der in Deutschland lebenden Afrikaner immer noch mit Vorurteilen zu kämpfen hat. Und wie es afrikanischen Frauen heutzutage in den USA ergeht, zeigt das Eiszeit schließlich mit zwei amerikanischen Dokumentationen. In der einen, „A Passion for Justice“, wird Ida B. Wells, eine Pionierin des afroamerikanischen Journalismus, vorgestellt. In der anderen, „Two Dollars and a Dream“, geht es um die zwei ersten „Selfmade“- Millionärinnen Amerikas, Madame C.J. und A'Leila Walker. Hans-Christoph Stephan
Heute, 20 Uhr: „Black Survivors of the Holocaust“. Danach: „May Ayim – Hoffnung im Herz“, Eiszeit, Zeughofstraße 20, weiteres Programm siehe cinemataz
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