■ Vorschlag: Eine finstere Sache: Gruseln mit Ritchie in „Blackmore's Night“
Ritchie Blackmore hat also ein Renaissance-Album rausgebracht. Ja Gott, drehen denn jetzt alle durch? Aber okay, man muß auch die Schattenseiten der Künstlerfreiheit akzeptieren, und es hat auch sein Gutes, wenn mittelalterliche Rockerheroen auf die Gnade der späten Fans beim Herunternudeln in Ehren ergrauter Hits verzichten. Wenngleich das manche Leute vielleicht anders sehen. Deep Purples „Smoke on the water“ ließ die Luftgitarre endültig zum festen Equipment des gemeinen Rockfans gehören. Kurz und gut, die Kapelle brachte Stimmung in die kleinste Hütte und ringt einigen Mitbürgern heute nur deshalb ein leicht verschämtes Fanbekenntnis ab. Vielleicht, weil Deep Purple immer auch nach Höherem strebten. Tastenmann Jon Lord konnte gar nicht genug befrackte Streicher um sich haben. Nach jedem Concerto pries man den Herrn um so mehr, daß er Gitarrero Blackmore bei der Verteidigung des Rock gegen den Klassikmaniac nicht klein beigeben ließ. Soviel war klar, eher würde Lord den Punk erfinden, als daß Dampframmen-Ritchie so gedrechseltes Zeug produziert. Nun denn, willkommen bei den Sex Pistols, Herr Lord! Blackmores Leidenschaft ist also Musik aus dem 16. Jahrhundert, schon seit 25 Jahren. Nur kam ihm die Erleuchtung zu „Blackmore's Night“, Gott sei Dank, erst jetzt. Der Speed King des Rock 'n' Roll ein heimlicher Gruftie, der seiner Angebeteten namens Candice Night den Minnesänger macht. Eine düstere Geschichte wie die beiden so minstreln und finsterln ohne Ende. Tatsächlich klingt's eher mysteriös als mystisch. Aber für Anhänger von Spiritualismus gilt nun mal besonders: Klappern gehört zum Handwerk. Für alle lustigen Gesellen im Berliner Publikum gibt's am Mittwoch eine Live-Seance. Wir hören schon die Sitzbänke klappern. Gunnar Leue
Mittwoch 20 Uhr, Passionskirche, Marheineke-Platz, Kreuzberg
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