■ Vorschlag: Wir haben fertig und fegen aus: Zum Finale darf die WM getanzt werden
WM gucken allein zu Haus? Das scheint bei Strafe verboten. Halb Berlin versammelt sich, um öffentlich in heiter-bierseligen Runden dem Spiel der Spiele zu huldigen. Wer die neunzig Minuten gerne kulturvoll verpackt genießen mag, sollte sich heute und/oder morgen im Gemeindehaus in der Invalidenstraße 3 einfinden, denn: „Tanz die WM!“ Veranstalter Akanthus, zuständig für Kulturmanagement innerhalb der gemeinnützigen Kirchbauhof GmbH, hat nicht nur eine riesige Leinwand in „Berlins schönstem Ballsaal“ aufgebaut. Allein der architektonische „Rahmen“ ist sehenswert. Gleich neben dem Gemeindehaus ragt die Ruine der St.-Elisabeth- Kirche empor. Hat man sich an der Fassade mit den leeren Fensterhöhlen satt gesehen, gibt's beim Kartenkauf einen Begrüßungsdrink, und nur ein paar Schritte weiter lockt der Cater-Veranstaltungsservice mit einem „exotischen Buffet“.
Vor und nach dem Spiel gibt es Kunst. Dafür sorgte schon letzten Samstag der Master of Ceremonies, Mario Eckardt, der als sächselnder Ober-Ossi mit einem Tragebeutel und einer mit Pflaster geklebten Brille daherkam. Der schwule Männerchor Rosa Cavaliere sang prima olle Volkslieder, ein bißchen aufgepeppt, und schöne Schlager. Nach dem Debakel der deutschen Mannschaft stimmten die Sangesbrüder ein altes DDR-Kinderlied an: „Wenn Mutti früh zur Arbeit geht, dann bleibe ich zu Haus', ich binde eine Schürze um und fege erst mal aus ...“. Heute spielen zum Match um den 3. Platz „Die 17 Hippies“, ein Salonorchester. Ab Mitternacht legt Wolfgang König (Meridian 13) auf. Und vielleicht wiederholt Moderator Mario Eckardt (bitte, bitte!) noch einmal sein „Raumschiff Enterprise“ auf Sächsisch. Morgen versüßt „Senegambigha“ aus Westafrika mit Percussions-Musik das Endspiel ohne deutsche Beteiligung. Ist alles vorbei, steigt die „Wir haben fertig“-Tanzparty mit Don Rispetto von Radio Kanaka International. Andreas Hergeth
11. und 12.7., ab 20 Uhr, Gemeindehaus, Invalidenstraße 3, Mitte
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