■ Vorlauf: Thommys Videoparty
Die lange Kulmbacher Filmnacht, Sa., ab 20.15 Uhr, Sat.1
Wenn man am Samstag abend keine Lust hat auszugehen und im Fernsehen mal wieder nix Vernünftiges läuft, geht man in die nächstbeste Videothek und holt sich irgendein Hollywood-Highlight, das man schon immer sehen wollte; außerdem noch einen Thriller und was Anspruchsvolles. Also beispielsweise „Der mit dem Wolf tanzt“, „Internal Affairs“ und „Gefährliche Liebschaften“. Macht zusammen mit einer Tüte M&M ca. fünfzehn Mark. Die kann man sich an diesem Samstag sparen. Sat.1 war nämlich schon vor uns in der Videothek und zeigt die o.g. Filme – bis vier Uhr in der Früh nonstop. Und für die kleine Pause zwischendurch, in der man sonst brav das Videoband zurückspult, wurde Thommy Gottschalk engagiert, der sich kürzlich bei einer Pressepräsentation mit den Worten „Nicht, daß Ihr Scheiße schreibt: Ich kann nix dafür!“ gegen jedwede Mitschuldzuschreibungen verwahrte.
Nein, nicht Gottschalk, sondern Sat.1-Chef Kogel kann was dafür, und natürlich Kulmbacher, die Brauerei aus der gleichnamigen Geburtsstadt Gottschalks. Und weil die Zuschauer beim Videoabend gern ein Bierchen oder zwei trinken, empfiehlt Sat.1 edelherbes Kulmbacher, das „erfolgreichste Pils Süddeutschlands“.
Immerhin stecken die Bierbrauer ihren gesamten TV-Jahresetat in die total „ungewöhnliche Werbestrategie“ der Filmnacht- Abende. Mit dieser „Innovation im deutschen Fernsehen“ glaubt man bei Sat.1, eine „völlig neue Präsentationsplattform zu eröffnen“. Im Klartext heißt das: Weil sich die Werbezeit bei Sat.1 immer schlechter verkauft, deklariert man die spotfreie Nacht kurzerhand zum event und fällt so den restlichen Privaten in den Rücken, die sich seit Jahren bemühen, den Zuschauern klarzumachen, daß Unterbrecherwerbung doch irgendwie zum Fernsehabend gehört. Ein bißchen Werbung gibt's aber doch während der 470 Minuten: nämlich der ganz neue Kulmbacher-Männerfreundschaft-Spot – ein Machwerk, das man im Fernsehjahr 97 zum Glück nur während der insgesamt vier Filmnächte zu Gesicht bekommen soll. Christoph Schultheis
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