■ Vorlauf: Eiserner Held
China unter Mao, 20.45 Uhr, arte
Als Mao Tse-tung im Oktober 1949 die Herrschaft in China übernahm, setzte das Volk, das gerade einen 20jährigen Bürgerkrieg überstanden hatte, seine ganze Hoffnung in den neuen Führer. Doch der Verfechter einer permanenten Revolution beschwor nur eine einzige Folge von Tragödien herauf. In eindrucksvollen Bildern – großenteils bisher unveröffentlichtes Archivmaterial – zeigt die Dokumentation das Leben der Landbevölkerung, die zunächst von den Landreformen, Maos erstem Schritt auf dem Weg zur Reformierung des gesamten öffentlichen und privaten Lebens, profitierte. Auch während des Koreakrieges stand das Volk im „Kampf gegen Amerika“ hinter ihm. Anschließend aber verlagerte Mao den Kampf nach innen und forderte zur gegenseitigen Denunziation auf.
Der Film zeigt den Strudel der Widersprüche, die das Unerklärliche der Herrschaftsjahre unter Mao ausmachen: Nachdem jahrelang jede politische Opposition unterdrückt war, startete Mao mit der „100 Blumen-Bewegung“ einen Liberalisierungsversuch und forderte die Intellektuellen ausdrücklich dazu auf, Kritik an der Partei zu üben; in der darauffolgenden „Anti-Rechts-Bewegung“ wurden all diejenigen öffentlich angeprangert, die zuvor ihre Stimme – wie gefordert – gegen die Parteifunktionäre erhoben hatte.
Um in der industriellen Produktion mit den Wirtschaftsmächten zu konkurrieren, ließ Mao Stahl produzieren: Alle mußten ihren Kochtopf oder den Stuhl zum Einschmelzen bringen – mit der Folge, daß sie nicht einmal mehr die einfachsten Werkzeuge besaßen. Die große Idee war alles, ihre praktische Ausführbarkeit spielte keine Rolle. Der Film zeigt dies, ohne zu bewerten oder gar antikommunistische Klischees zu bedienen.
Trotz der Opfer, die Maos Politik des „Großen Sprungs nach vorn“ kostete, blieb der Personenkult ungebrochen: Die meisten der im Film Befragten sehen in Mao einen großen, aber tragischen Helden. Inken Schröder
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