■ Vorlauf: Kollidierende Kulturen
„All American Girl“, ab heute immer freitags, 0.30 Uhr, ARD
In den dominierenden kommerziellen Programmen des US- Fernsehens traten ethnische Minoritäten lange Zeit kaum in Erscheinung. Bis in die 80er Jahre waren Amerikaner indianischer, hispanischer oder asiatischer Herkunft nur selten in Fernsehserien zu sehen, und wenn doch, dann häufig in stereotypen oder gar diskriminierenden Rollen. Ein bemerkenswerter Fortschritt war die 1994 gestartete Familien-Sitcom „All American Girl“, denn die Hauptfiguren sind koreanische Einwanderer der 2. und 3. Generation.
Die Serie basiert auf den Programmen der Bühnenkomikerin Margaret Cho. Sie bezieht ihre Themen vor allem aus dem Zusammenprall der Generationen und Kulturen. In der Serie spielt sie die 21jährige Tochter der Familie Kim. Margaret Kim ist in den USA aufgewachsen und entsprechend sozialisiert und feuert bei der Olympiade die amerikanische Equipe an. Die andauernden Auseinandersetzungen zwischen Margaret und ihrer traditionsverhafteten Mutter – z.B. um die Wahl des künftigen Ehemannes – sind das zentrale Thema der Serie.
„Margaret“, eröffnet die Mutter eines der oftmals pointierten Wortgefechte, „kannst du dir vorstellen, warum ich deinen Bruder angehalten habe, Kardiologe zu werden? – Ich wußte, ich kriege wegen dir mal einen Herzinfarkt.“ Zwischen den Fronten steht der geplagte Vater, und ist die Situation einmal völlig festgefahren, so hilft die Großmutter mit alten koreanischen Fabeln oder jüngeren Soap-opera-Weisheiten.
Die Autoren von „All American Girl“ bedienen sich allgemeingültiger Themen, um Traditionen und Lebensart einer von Diskriminierungen betroffenen ethnischen Gruppe zu vermitteln. Im Vordergrund aber steht der Spaß, und so bleibt stets Raum für parodistische Einlagen. Und in der Folge „Pulp Sitcom“ (deutsch: „Mein Freund, der Dieb“) übernahm der Innungsmeister der Trash-Fraktion, Quentin Tarantino, eine Gastrolle – als Videozwischenhändler, der Vater Kim gestohlene Ware verkaufen will. Harald Keller
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