■ Vorlauf: In den Straßen von Kreuzberg
„Menschen hautnah: die Rapper von KanAk“, 22.30 Uhr, WDR
„Hoffnung ist das Brot der Armen“, rappen KanAk. Arm sind die Eltern von Hakan, dem Rapper, eigentlich nicht. Sie haben es immerhin zu zwei Bäckereien gebracht. Doch ihr Sohn sitzt wegen eines Überfalls im Gefängnis. Als Freigänger darf er zwar nach Hause, muß aber jeden Abend wieder zurück in den Knast. Während sich seine Eltern eine Existenz in Deutschland aufbauten, tauchte er in Gang-Gewalt und Kriminalität ab. Das brachte ihm den zweifelhaften Ehrentitel „Killer-Hakan“ ein. Heute sieht er im HipHop-Beat die Chance auf Resozialisierung und warnt seine junge Zuhörerschaft: Macht es nicht so wie ich.
Drei Monate lang begleitete ein WDR-Team Hakan und seine Gruppe. KanAk sind Pioniere, was orientalischen HipHop made in Germany betrifft. Doch groß herausgekommen sind sie bisher nicht – seit Jahren schon werkeln sie an ihrem Debütalbum, das während der Dreharbeiten zwar endlich fertiggestellt, aber noch nicht veröffentlicht werden konnte: Enttäuschte Hoffnung, die vor allem Rapper Bobby in Depressionen stürzt, und Grund für dicke Luft zwischen der Gruppe und den Freunden, die für das Management zuständig sind.
Derezon, der DJ der Band, und Nelly, die Sängerin, sind ein Paar. Das TV-Team folgt den beiden in ihr früheres Zimmer, wo sie zwei Jahre lang auf 12 qm zusammengepfercht zwischen Anlage und Plattensammlung hausten, besucht sie in ihrer frisch bezogenen Wohnung und wird Zeuge, wie Nelly ein Kind bekommt: Einziger Lichtblick in einem ansonsten eher nachdenklich stimmenden Beitrag, der vor allem zwischen engen Wohnungen, nächtlich flimmerndem Kreuzberg und dem Dunkel des Studios pendelt.
Während auf den Straßen Kreuzbergs schon die nächste Generation mit zielloser Gewalt ihrem Frust und ihrer Langeweile Luft macht (wobei die Autoscheibe des WDR-Wagens zu Bruch geht), träumen die KanAk- Members den Traum vom besseren Leben, von Familie und erster Platte. Daniel Bax
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen