■ Vorlauf: Neue Drehscheibe vom Winde verweht
„Hallo Deutschland“, ZDF- Vorabendmagazin, werktags 17.15 Uhr
Wehe, wenn sie losgelassen. Im Wochenrhythmus werden beim ZDF zur Zeit neue Sendungen aus der Taufe gehoben, als wäre das Vorabendprogramm eine einzige Drehscheibe. Heute wird das glücklose „Abendmagazin“ ausgewechselt, dessen Tiefflug nicht mehr aufzuhalten war. Mit 1,6 Millionen Zuschauern lag es weit hinter dem ARD-Durchlauferhitzer „Brisant“ zurück (2,8 Millionen), und selbst Frank Elstner erreicht mit dem Uraltquiz „Jeopardy“ auf RTL durchschnittlich mehr Zuschauer.
Vom simplen Boulevard und den schnöden Spielshows der Konkurrenz möchte sich das ZDF aber weiterhin klar abheben. „Hallo Deutschland soll ein ZDF-Markenprodukt werden“, betont der stellvertretende Chefredakteur Helmut Reitze. Typisch Marke ZDF ist vor allem Reitzes Altenpfleger-Syndrom, wenn er die klare Sendestruktur als „Orientierungshilfe“ für die Zuschauer anpreist. Demnach ist „Hallo Deutschland“ unterteilt in eine „Frage des Tages“, ein „Schicksal“, ein „Live vor Ort“ und ein Gewinnspiel. Ein Rundum-Sorglos-Paket – irgendwo zwischen den „heute“-Nachrichten, Nina Ruges „Leute“-Boulevard und dem guten alten Fernsehgarten: ein Heißluftballon steht für die neue Leichtigkeit – kennt man ja noch vom NDR-Standbild.
Doch diesmal ist der Ballon echt. Weswegen Moderator Steffen Seibert nicht ganz so leicht ums Herz wird, wenn er an seine erste Ballonfahrt denkt. „Mir ist etwas klamm vor diesem Moment“, gesteht er, „aber andererseits freue ich mich, meine seit Knabenzeiten gehegte Jules-Verne-Phantasien auszuleben.“ Doch nicht in 80 Tagen um die Welt reist Seibert, sondern zu diversen Außenübertragungen. Wohin immer ihn der Wind weht, sollen „Zufalls“-Reportagen entstehen. Da kann man nur hoffen, daß die ZDF-Crew in luftigen Höhe nicht die Orientierung verliert. Denn Heißluftballone sind bekanntlich selbst von professionellen Piloten nur schwer zu steuern. Sophie Graf
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