■ Vorlauf: Politisch korrekt und doch flapsig
„Alles wird gut“, 20.15 Uhr, ARD
Alles wird gut. Nun ja. Hat man das nicht oft gehört, dämlicherweise immer wieder gehofft, und dann war es doch nix? Nabou (Kati Stüdemann) ist Afrodeutsche, dazu lesbisch, arbeitslos und unglücklich verliebt. Hallo Regie, fehlt da nicht noch was? möchte der überwältigte Zuschauer zu Beginn von Angelina Maccarones Film fragen. Vielleicht Herzfehler? Mitglied der Anonymen Alkoholiker? – Gut, das eben war vorschnell.
Tatsächlich gelingt Maccarone die Quadratur des Kreises – eine politisch korrekte Komödie. Doch um das festzustellen, muß man die problemüberfrachtete Einleitung schon aushalten. Nabou wird von ihrer Freundin, einer Art Techno-Barbie mit blauem Haar und zuviel Eyeliner, rausgeworfen. Wenn Sätze wie „Ich weiß, du brauchst deine Freiheit“ fallen, ist es – das weiß man – vorbei mit der Liebe. Nabou tritt eine Putzstelle bei einer ebenfalls afrodeutschen, aber leider noch heterosexuellen Werbefachfrau an. Natürlich ahnt man als Zuschauer, worauf das Ganze hinausläuft, und die vielen korrekten Empörungen über verbale Ausrutscher gegen die beiden schwarzen Frauen („Sie sprechen aber gut Deutsch!“), die Maccarone in ihrem Film unterbringt, entgehen einem auch nicht. Und da soll, filmdramaturgisch, alles gut werden?
Nun, dieser latente Rassismus geschieht. Es ist Maccarones Recht – und auch Ehrensache für sie –, ihn abzubilden. Der politische Aspekt kollidiert jedoch nicht mit der Flapsigkeit des Erzähltons, nicht mit der Lakonie, durch die der Alltag junger Frauen beschrieben wird. Das hier sind endlich einmal Figuren, wie sie einem bekannt vorkommen, real-life-size, auch wenn man nicht lesbisch ist. Angelina Maccarones Film tut nicht bloß so, als ob Nabou und Kim (Chantal de Freitas) hart arbeiten und eine Weile brauchen, um ihre Gefühle zu sortieren – nein, er weiß genau, sozial und psychologisch, wovon er erzählt. Anke Westphal
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen