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■ VorlaufZerrissen hingepupt

„Sissi, die Perlingershow“, 22.05 Uhr, ARD

„Der Komikstandort Deutschland“, sagt Sissi Perlinger gleich zu Anfang ihrer ersten ARD-Show, „ist 'ne schwierige Sache in sich.“ – Ja, möchte man ihr beipflichten, es hält sich wirklich hartnäckig, das Gerücht vom angeblich so humorlosen Deutschen. Vor allem der humorlose Deutsche selbst kann sich daran gar nicht sattreden. Nichts rechtfertigt schließlich die Mittelmäßigkeit seines neuen deutschen Comedystadls besser als das Deckmäntelchen mutmaßlicher Repräsentativität.

„Und als Komikerin hat man's erst recht schwer“, fügt die Perlinger hinzu – grad so, als würde ein schlechter Witz besser, wenn ihn eine Frau erzählt: „Nein, ich hab's wirklich nicht leicht. Ich bin völlig zerrissen zwischen den Welten. Einerseits will ich natürlich, daß Ihr jetzt immer schön dienstags um 22.05 Uhr guckt, wenn meine Show läuft, andererseits weiß ich natürlich auch, was eine Frau als erstes ausziehen sollte, um ihren Mann mal wieder ins Bett zu locken – nämlich: den Stecker vom Fernsehapparat.“

Auf derart hingepupten Witzischkeiten segelt auch „Sissi, die Perlingershow“ im Windschatten jener Jux- und Partykellertradition des „gespielten“ Nachkriegswitzes, wie er erst kürzlich, am Silvesterabend, wieder die Kanäle verstopfte. Und wenn die Sissi grad mal nicht auf der Studiobühne von Pointe zu Pointe plappert, gibt's Einspielfilmchen mit a) Diether Krebs, b) Katja Riemann und c) Esther Schweins sowie Bühnengast Rüdiger Hoffmann, der heute die wortgetreue Wiederholung jener Lachnummer zum besten gibt, mit der er erst jüngst bei der ARD-Gala anläßlich Heinos 60. Geburtstag aufgetreten war. Wem nutzt es da, daß die Perlinger bislang eigentlich immer ganz integer und sympathisch wirkte, wenn das neue 13teilige Personality-Format ebensogut auch „Marieluise, die Marjanshow“, „Birgit, die Schrowangeshow“, „Caroline, die Reibershow“ oder „Ilona, die Christenshow“ hahaheißen könnte? Aber der Komikstandort ARD ist wohl eine schwierige Sache in sich. csch

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