Vorlauf: Science-Fiction im Baukastensystem
„Total Recall 2070“, 22.15 Uhr, Pro7
Wenn Gerhard Schröder so weitermacht, könnte diese um ein knappes Menschenleben in die Zukunft versetzte Fernsehserie Recht behalten: Im Jahr 2070 sind den großen Konzernen immense Freiheiten eingeräumt, die sie sogar dem Zugriff der Strafverfolgungsbehörden weitgehend entziehen.
So weit, so sinnig. Aber damit hat es sich auch schon, denn der Rest ist ein einziger Klump aus wiedergekäuten Ideen und abgegriffenen Handlungsmustern, abgeleitet aus populären Science-Fiction-Filmen der letzten Jahre. Neben „Total Recall“ musste insbesondere „Blade Runner“ als Inspirationsquelle herhalten.
Die Episoden erzählen von Androiden, die eine eigene Identität einfordern, von konsequent weiterentwickelter virtual reality, von Genmanipulationen. Hinter all dem stehen anonyme Konsortien, die ihre nicht immer gesetzmäßigen Geschäfte von Sicherheitsleuten und gewieften Anwälten abschirmen lassen.
Die Polizisten David Hume und Ian Farve rennen fortwährend gegen diese Mauern an, eine fatalistische Note, die längst auch in zweitklassigen Filmen des Genres gepflegt wird. Zutat ist hier die mähliche Annäherung der Detectives Hume und Farve, denn bei letzterem handelt es sich um einen hochentwickelten Androiden, ein Motiv allerdings, das in der Serie „Alien Nation“ bereits auf deutlich höherem Niveau durchgespielt wurde.
„Total Recall 2070“ entstand unter Beteiligung von Pro7 als internationale Koproduktion und zeigt prompt die bei solchen Serien nahezu zwangsläufig auftretenden Mängel: Finessen werden tunlichst vermieden, um Allgemeinverständlichkeit zu gewährleisten und so die Vermarktung zu erleichtern. Aus dem wirtschaftlichen Kalkül resultiert fantasielose Konfektionsware, ein mit hohem technischen Aufwand gefertigtes Routineprodukt. Computergenerierte Tableaus schaffen einige Schauwerte, Außerordentliches aber ist hier nicht zu erwarten.Harald Keller
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