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Claudius Prößer über klimatische Verbesserungen in FriedrichshainVorläufig nur von Bäumen genutzt

Warm ist es am Dienstagmittag auf der Danneckerstraße in Friedrichshain – keine Megahitze, wie sie in Zeiten des Klimawandels öfters vorkommt, eher die wohlige Frappuccino-Variante. Um den Kirchturm der Zwinglikirche kreist ein Falke, die Tische vor den Straßencafés sind gut besetzt, kaum Bewegung herrscht dagegen bei den Spielgeräten auf dem angrenzenden Rudolfplatz.

Auch der kleine Abschnitt der Danneckerstraße zwischen Kirche und Platz ist leer. Also nicht ganz: Zwanzig Pflanzkästen mit Jungbäumen und Sträuchern sind dort aufgestellt. Linde und Ahorn, Flieder und Haselnuss, die Kunststoffsäcke, die um ihre Stämme gelegt sind, sorgen für Tropfbewässerung. Parkende Autos: Fehlanzeige.

Seit Freitag ist dieser Teil der Danneckerstraße Berlins erste „Klimastraße“, stolz eingeweiht von den beiden grünen Herrmanns – Bezirksbürgermeisterin Monika und Umweltstadträtin Clara. Rotweiße Absperrelemente verhindern an beiden Seiten die Einfahrt von Pkws, auch Fahrräder dürfen hier nicht durch. Es handelt sich um eine reine FußgängerInnen-Zone, die auch in Verlängerung des benachbarten Spielplatzes genutzt werden soll.

Etwas Ähnliches gibt es im Bezirk seit zwei Monaten mit den sonntäglichen Spielstraßen, die allerdings zeitlich klar begrenzt sind und wo die parkenden AnwohnerInnen-Autos auch nicht geräumt werden müssen. Die „Klimastraße“ – vorläufig bis Ende August angeordnet, aber dem Hörensagen nach mindestens bis Ende nächsten Jahres geplant – ist dagegen eine dauerhafte Entschleunigung.

„Wir schaffen einen neuen Freiraum für die Menschen, die hier leben“, sagte Monika Herrmann anlässlich der Einweihung, und Clara Herrmann erklärte, in der Klimastraße könne „gerollert, mit Straßenkreide gemalt oder einfach nur getobt werden“. Auch wenn Kopfsteinpflaster vielleicht nicht der beste Untergrund für Kindergemälde ist, die Bäumchen bislang noch die einzigen NutzerInnen zu sein scheinen und es im Rotherkiez ohnehin eher ruhig ist, leuchtet der Freiraumgedanke ein.

Das mit dem Klima scheint dagegen eher Symbolpolitik zu sein. Ja, Bäume „filtern die Luft und spenden Schatten“ (Clara Herrmann), aber der Beitrag dieser mobilen Kleingewächse dürfte dann doch bis auf Weiteres sehr überschaubar sein.

Es bleibt auf jeden Fall spannend in Berlins experimentierfreudigstem Bezirk. Zwei weitere Straßenabschnitte in Friedrichshain und am Lausitzer Platz in Kreuzberg könnten laut Straßen- und Grünflächenamt auch bald „Klima“ bekommen.

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