Vorbereitung gegen Ghana: Deutschlands letzte Hoffnung

Die DFB-Elf blieb zum Training in Pretoria und wird bei der Partie gegen Ghana erstmals in Johannesburg spielen. Bundestrainer Löw glaubt dennoch an einen Platz im Achtelfinale.

Trainer Löw mit Kapitän Lahm: "Ich spüre Überzeugung." Bild: ap

PRETORIA taz | Sie sind in Pretoria geblieben vor dem entscheidenden Spiel in Gruppe D. Die Möglichkeit zu einem Abschlusstraining in der riesigen Schüssel von Soccer City ließ die deutsche Fußballnationalmannschaft aus. Die Spieler werden Neuland betreten, wenn sie vor der Partie am Mittwoch gegen Ghana in Johannesburg zum Warmmachen auf den Rasen des WM-Tempels laufen.

Bundestrainer Joachim Löw scheute die Busfahrt durch den Berufsverkehr. Das sei zwar "nicht ganz ideal", meinte er auf der Pressekonferenz im Loftus-Versfeld-Stadion von Pretoria, aber eben auch nicht wirklich tragisch: "Viele Spieler haben ja Erfahrungen in der Champions League und sind die großen Stadien gewohnt." Betont gelassen präsentierte sich Löw der Presse.

Für ihn sind es die Alles-oder-nichts-Spiele, die den Trainerberuf erst so richtig interessant machen. "Wie viele andere Trainer bin ich einer, der die ganz speziellen Wettkämpfe liebt." Er erinnerte an die WM-Qualifikation gegen Russland, an das EM-Viertelfinale gegen Portugal, an das entscheidende Gruppenspiel bei der Euro 2008 gegen Österreich. "Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll, das ist so eine Gefühlssache", wand er sich, bis er die richtigen Worte gefunden hatte: "Das ist eine Anspannung, die ich als positiv empfinde. Ich habe mehr Freude als Angst vor so einem Spiel."

Und die junge Mannschaft? Ist die der Anspannung gewachsen? Der Bundestrainer ist sich da ganz sicher: "Ich spüre Überzeugung." Wen er gegen Ghana aufs Feld schicken wird, das weiß er angeblich noch nicht so ganz genau. Den gesperrten Miroslav Klose wird wohl Cacau ersetzen, aber auch Mario Gomez und Stefan Kießling würden als "Keilstürmer" auf einen Einsatz drängen.

Es könne aber auch alles ganz anders kommen. Für völlige Unklarheit, was die Aufstellung angeht, sorgte Löw dann, als er sagte: "Es ist immer auch eine Option auf 4-4-2 umzustellen." Man hatte es beinahe schon vergessen. Löw, der früher ein absoluter 4-4-2-Apologet war, hat das Repertoire der Mannschaft erweitert. Sein Team gilt als eines der wenigen im Turnier, das zwei Systeme beherrscht.

Von der Mannschaft Ghanas, deren Offensive Löw durchaus schätzt, erwartet er einen defensiven Auftritt. Die Ghanaer müssen auch nicht unbedingt gewinnen, um weiterzukommen. Dass "Afrikas möglicherweise letzte Hoffnung" unter der Erwartungshaltung eines ganzen Kontinent zusammenbrechen könnte, erwartet er nicht. "Hochintensiv" werde das Spiel ablaufen, glaubt der Bundestrainer, gegen Spieler aus Ghana, die "im Spiel Mann gegen Mann von ihrer Stärke überzeugt sind". "Mental und physisch" würde den Deutschen alles abverlangt werden an diesem Abend.

Das Spiel Mann gegen Mann. Tja, das hat ja nicht bei allen so richtig gut funktioniert im Spiel gegen die Serben. Unvergessen sind Hoger Badstubers vergebliche Versuche, mit Milos Krasic mitzukommen. Marcel Janssen, so der Bundestrainer, sei jedenfalls topfit. Die Bemühungen des zu Ende der Bundesligasaison noch verletzten Hamburgers, sich in die Mannschaft hereinzuarbeiten, könnten belohnt werden. Dass er links hinten spielen kann, obgleich er beim HSV zuletzt immer im Mittelfeld agiert hat, davon in ist der Bundestrainer jedenfalls überzeugt.

Beim Spiel Mann gegen Mann hat auch Miroslav Klose gegen Serbien nicht gefallen. Seine Gelb-Rote Karte hat Löw überhaupt nicht geschmeckt. Er hat deshalb eine zusätzliche Unterrichtseinheit für die Spieler angeboten und noch einmal daran erinnert, wie er sich gutes Zweikampfverhalten vorstellt.

Auch auf den Schiedsrichter hat er die Mannschaft vorbereitet. Der Brasilianer Carlos Simon, der in seiner Heimat nicht mehr erste Wahl ist und deshalb schon als Skandalschiedsrichter bezeichnet wurde, sei "geradezu pedantisch", aber "sehr korrekt in der Ausführung seines Jobs". Wenn sich Spieler über eine Entscheidung beschweren, möge er dass gar nicht. Gewarnt seien hier vor allem Bastian Schweinsteiger, Mesut Özil, Sami Khedira, Philipp Lahm und Cacau. Die haben schon Gelb gesehen in diesem Turnier und wären bei nochmaliger Verwarnung für das Achtelfinale gesperrt.

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