: Vor zehn Jahren
Was sagt das taz-Archiv zum Stichwort „Kohl“ unter dem Datum 2.1.1990? „Ich glaube, die Vereinigung ist unvermeidbar. In zehn Jahren wird es keinen Sinn mehr machen, zwischen Ost und West zu unterscheiden. Im Westen gibt es keinen Grund dafür, die Vereinigung zu wollen. Das von Kohl ist kitschiger Nationalismus. Im Osten hingegen ist es anders. Es gibt wichtige wirtschaftliche Gründe, die Leute haben keine Lust, sich für ein drittes Experiment herzugeben, sie wollen ihren Anteil am Wohlstand – und zwar sofort.“ Das sagte der ost-westliche Schriftsteller Peter Schneider.
Aus Bonn kam derweil die Nachricht, dass die damals 63-jährige Agnes Hürland-Büning, langjährige Freundin von Bundeskanzler Helmut Kohl und dessen Gattin, die „Mutti der Truppe“, als Wehrbeauftragte im Gespräch sei.
Und der Bundeskanzler Kohl selbst? Was gab der damals von sich? Er vermied aufs Peinlichste genau jeden Anlass für den „Nationalismus“-Vorwurf. „Die Fulda hüben und die Werra drüben vereinigen sich zu einem Fluss, der schließlich in die Nordsee mündet.“ So ungeheuer politisch mutig war der große, hochdekorierte Europäer beim Bremer Kohl- und Pinkel-Fressen.
Er formulierte seine „Sorge vor weiterem Aderlass“ der DDR und wünschte sich „neue wirtschaftspolitische Grundsätze“ in der DDR: „Wir wollen unsere Vorstellungen niemandem aufdrängen.“
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