Vor der Bundestagswahl: Besuch im Wahlkreis Charlottenburg-Wilmersdorf: Merkel sicher im Sattel in der City West
Die SPD-Frau Petra Merkel hat das Direktmandat ziemlich sicher. Der CDU-Kandidat ist nicht mal bei den eigenen Leuten beliebt
Charlottenburg-Wilmersdorf, das heißt Konsumfreude am KuDamm, Großevents auf dem Messegelände und sportliche Massenereignisse im Olympiastadion. Der Bezirk ist wichtiger Wissenschaftsstandort im Berliner Westen: Die Universität der Künste (UdK) und die Technische Universität (TU) zählen zusammen über 30.000 Studenten. Das ehemalige Zentrum des geteilten Berlins ist heute eine Mischung aus bröckelndem 70er-Jahre-Charme, der Nüchternheit gläserner Bürobauten, altbürgerlicher Häuser und vieler Grünflächen in Wilmersdorf.
Politisch aber dominiert Rot im Wahlkreis 81. Petra Merkel, die Direktkandidatin der SPD, erlangte bei den letzten zwei Bundestagswahlen die Mehrheit der Erststimmen. Die 62-jährige Charlottenburgerin hat die politischen Ebenen von der Bezirksverordnetenversammlung über das Abgeordnetenhaus bis zur ersten Bundestagskandidatur 2002 durchlaufen. Im Abgeordnetenhaus galt sie, die eine kaufmännische Ausbildung gemacht hat, als enge Vertraute von Klaus Wowereit, dem heutigen Regierenden Bürgermeister.
Ob sie das Mandat dieses Mal wieder so sicher hole, wagt Merkel trotzdem lieber nicht zu sagen: "Auch wenn ich bei meiner Bürgerarbeit positive Rückmeldungen erhalte, ist die Stimmung im Wahlkreis schwer einzuschätzen." Ihr Ziel für den Bezirk ist es, im Sinne des "Deutschlandplans" von Frank-Walter Steinmeier Wissenschaft und Wirtschaft vor Ort zu vernetzen. "Das Projekt Campus City-West muss vorangetrieben werden." Technische Universität, UdK, die Fraunhofer-Institute und Wirtschaft sollen den Bezirk zum Innovationsstandort machen. Am wichtigsten ist der Sozialdemokratin aber dies: "Schwarz-Gelb zu verhindern."
Um ihren Einzug in den Bundestag muss sich Merkel hingegen nicht sorgen. Sie befindet sich auf der Berliner SPD-Landesliste direkt hinter Wolfgang Thierse, auf Platz zwei. "Trotzdem möchte ich das Direktmandat holen", sagt sie. Warum auch nicht: Bei der letzten Bundestagswahl 2005 hatte sie mit 44 Prozent der Erststimmen einen sicheren Abstand zum Kontrahenten von der CDU, Ingo Schmitt (33,6 Prozent). Der frühere CDU-Landesvorsitzende tritt auch dieses Mal wieder an. Er musste im Herbst 2008 nach parteiinternem Druck zurücktreten und konnte sich auch keinen aussichtsreichen Platz auf der Landesliste sichern.
Die Chancen stehen allerdings nicht gut, nicht mal im eigenen Kreisverband ist er beliebt. Gerüchteweise gibt es sogar unter CDUlern die Neigung, bei der Wahl zweimal Merkel zu wählen - also mit der Erststimme für die SPD-Kandidatin. TOBIAS SINGER
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