Vor Vorwahl in South Carolina: Obama und Clinton bepöbeln sich
Vor der womöglich entscheidenden Vorwahl in South Carolina wird die Auseinandersetzung der Demokraten-Rivalen Clinton und Obama persönlich.
Hillary Clinton und Barack Obama können sich nicht ausstehen. Wer das nicht gewusst hatte, dem lieferten die beiden demokratischen Spitzenkandidaten im Rennen um die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten bei der CNN-Fernsehdebatte am Montagabend im Ferienort Myrtle Beach in South Carolina jeden Beweis.
Vier Tage vor den demokratischen Vorwahlen in South Carolina als erstem Südstaat flogen zwischen der Ex-First Lady und dem schwarzen Senator kräftig die Fetzen. Waren die beiden Rivalen bislang bemüht, sich höflich zueinander zu verhalten, so galt gestern nur noch Auge um Auge, Zahn um Zahn. Der vernünftige Dritte, so schien es, war dabei Senator John Edwards. Er schien zur Hochform aufzulaufen, während er sowohl Obama als auch Clinton ab und zu verbal auf die Finger klopfte oder sie lobte - und dennoch nicht vergaß, seine Botschaft dabei unterzubringen.
Dass nun Schluss mit der vermeintlichen Harmonie unter den Konkurrenten sein werde, hatte sich bereits am Sonntag angekündigt. Die Washingtoner Gerüchteküchte in Form des Drudge Reports hatte gemeldet, dass Obama sich in einem Interview gegen jüngste Angriffe von Bill Clinton gewandt habe. Der Ex-Präsident, der intensiv Wahlkampf für seine Frau betreibt, hatte zuvor in Nevada gesagt, dass Obamas Opposition zum Irak-Krieg ein "Märchen" sei. Beim Sender ABC warf Obama ihm dann daraufhin falsche unwahre Angaben vor und prangerte seine Rolle im Wahlkampf an. "Manchmal weiß ich nicht, gegen wen ich kandidiere", sagte Obama, er habe jedenfalls das Gefühl er kämpfe gegen zwei Clintons.
Hillary Clinton, wie immer bis ins Detail vorbereitet, warf bei der CNN-Debatte ihrem Rivalen vor, sich unklar über seine politischen Ideen auszudrücken, sich im Kongress vor unpopulären Entscheidungen zu drücken und Ausflüchte zu suchen, wenn er nach seinem Abstimmungsverhalten gefragt werde. "Senator Obama, es ist schwer, eine Debatte mit Ihnen zu führen, denn Sie übernehmen niemals Verantwortung für Ihr Meinung", ätzte Clinton.
Obama schlug mit der Bemerkung zurück, sie nehme es mit den Fakten nicht genau und sei bereit "alles zu sagen, nur um gewählt zu werden". Das ganze Hin und Her spiegelte sich in genervten Mienen der Kandidaten und gipfelte in persönlichen Attacken, bei denen sich offenbarte, wie gut ihre "Oppositionsrechercheure" gearbeitet hatten. Beide hatten sich seit Monaten über die Vergangenheit ihrer Rivalen bis ins Detail informieren lassen. So stichelte Obama, dass Clinton früher als Anwältin im Vorstand eines gewerkschaftsfeindlichen Unternehmens, nämlich Walmart, gesessen habe, während er auf den Straßen Chicagos für die Leute kämpfte, die von ihren Jobs nicht mehr leben konnten. Clinton erwiderte, Obama habe doch selbst als Anwalt für einen zwielichtigen "Slumlord", einen Miethai in der Südstadt Chicagos, gearbeitet.
John Edwards funkte geschickt dazwischen und fragte sich laut, ob die Nickeligkeiten seiner beiden Rivalen einem einzigen Kind in den USA zu einer Krankenversicherung verhelfen werden. Demonstrativ nahm er im Laufe der Debatte öfter Obama in Schutz, obwohl auch er ihm vorwarf, sich bei kontroversen Abstimmungen in Washington zweideutig zu verhalten. Für Edwards, der in South Carolina geboren wurde, sind die Primaries am Samstag nach bisher enttäuschendem Abschneiden die letzte Chance aufzuholen.
Am Montag vormittag hatte Barack Obama am traditionellen - und politisch aufgeladenen - Martin-Luther-King-Gedenkmarsch in Columbia, der Hauptstadt South Carolinas teilgenommen. Angekündigt war auch Hillary Clinton, die dann aber nur spät und kurz erschien. Wohl aus gutem Grund. Der Marsch tausender schwarzer Bürger war unübersehbar eine Demonstration für "Black Power" und damit für Obama. Zuvor hatte ein prominenter Reverend in einer Gedenkpredigt für den schwarzen Bürgerrechtler King mit einer flammenden Rede an die Solidarität unter Schwarzen appelliert.
Für die drei demokratischen Spitzenbewerber geht es in South Carolina vor allem um die schwarzen Stimmen. Sie machen rund die Hälfte der demokratisch Wählenden aus. Lange Zeit hatte Clinton bei ihnen in Umfragen deutlich vor Obama gelegen. Inzwischen hat Obama, der anfänglich zu wenig bekannt war, kräftig aufgeholt. Er benötigt nach Niederlagen in New Hampshire und Nevada dringend einen Sieg.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!