: Von der Kleidung auf die Wand
Auslaufgefäß, Pinsel, Bürsten, Schablonen und Stempel: Internationale Batikkunst in der Galerie im Körnerpark
Noch immer haftet Batik der Ruch des Kunsthandwerklichen an. Noch immer wird der gefärbte Stoff als Hobbykunst und dekorativ-exotischer Wellnessartikel ohne künstlerischen Wert abgetan. Dabei ist die aus Indonesien stammende Färbetechnik zur Herstellung gemusterter Kleidungsstücke längst als Teil der Textilkunst autonom geworden und von der Kleidung auf die Wand gegangen. So zumindest stellt es sich in der Ausstellung „Taktah. Art Batik Berlin“ dar, die in der Galerie im Körperpark überzeugend arrangiert ist.
Neben Japan und Indonesien kommen die meisten beteiligten Künstler und Künstlerinnen aus Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden. Das Feld der ausgestellten Arbeiten reicht von traditionell gerahmten und aufgespannten Bildern, die sich auf den ersten Blick kaum von Farbgrafiken oder Gemälden unterscheiden, über objektartige Werke und Wandbehänge bis zu frei im Raum hängenden Stoff- oder Papierbahnen. Bearbeitet werden Seide, Baumwolle oder Papier, als Werkzeuge zum Auftragen des Wachses dienen Auslaufgefäß, Pinsel, Bürsten, Schablonen und Stempel – eine Bandbreite an Techniken, wie sie bei Grafik und Malerei genutzt wird.
Einer der Pioniere der modernen europäischen Batikkunst ist der Engländer Noel Dyrenforth. Er verwendet zeichenhafte und abstrakte Strukturen, die er in kräftig leuchtenden Farben aufträgt. Der Japaner Shoukoh Kobayashi, der sich ebenfalls der Bildform bedient, arbeitet in naturhaft-großformatigen Ornamentmustern, bei denen er eher auf Formkontraste setzt. Anne Mie Boonen steht mit ihren monochromen, die Bildoberfläche aufbrechenden Collagen dagegen den Geometrien der konkreten Kunst nahe, während Peter Wenger in seinem vierteiligen Batikbild „The end-a-beginning“, von der Leere ausgehend, unterschiedliche Stadien der Gestaltung thematisiert. Die Batikapplikationen von Ardiyanto Pranata reichen schließlich bis in die figürliche Malerei.
Pranata ist auch mit einem neunteiligen Deckenobjekt beteiligt, für das er die transparente Wirkung frei aufgehängter eingefärbter Tücher nutzt. Kissa Tindall und Els von Baarle wiederum erzeugen einen Mix aus freien und aufgedruckten, anthropomorphen und vegetabilen Formen, die sich zu wandbildähnlichen Kompositionen verdichten. Am Ende der Ausstellung bieten indonesische Batikwandbehänge aus den Jahren von 1870 bis 1910 einen Rückbezug auf die Tradition. Sie stammen aus der Sammlung von Rudolf G. Smend, dessen gleichnamige Galerie in Köln als Hort der Textilkunst gilt und viele der Aussteller vertritt.
MICHAEL NUNGESSER
Bis 2. 9., Di.–So., 12–18 Uhr, Galerie im Körnerpark, Schierker Str. 8, Neukölln
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