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„Von Eselsschwänzen gepinselt“

■ Aus Lianosowo: Moskauer „inoffizielle“ Kunst in der Sparkasse am Brill

hier der Kahle

Jewgenij Kropiwnizkij

Bis zum 28. August präsentiert die Sparkasse Bremen eine Ausstellung russischer Untergrund- Malerei der poststalinschen Ära unter dem Titel „Lianosowo- Moskau“. Lianosowo ist ein Barackenvorort von Moskau, in dem vom Ende der fünfziger bis Mitte der sechziger Jahre Künstler lebten, denen die Ausstellung gewidmet ist. Unter primitivsten Lebensbedingungen schufen sie bedeutende Werke der inoffiziellen Moskauer Kulturszene, die bis zum Beginn von Perestroika und Glasnost wichtig waren — als Untergrund-Kunst.

Seit 1957 fanden in Lianosowo die typisch sowjetischen illegalen Wohnungsausstellungen und Dichterlesungen statt. Der russische Poet und Kunstliebhaber Wsewolod Nekrassow sammelte im Laufe von über fünfzehn Jahren mehr als hundert Werke dieser Kunstszene. Ein großer Teil dieser Bilder ist in der Kassenhalle der Sparkasse am Brill zu betrachten. In Lianosowo wurden Themen wie Arbeitslager und

Gruppenbild

Im Zimmer von Oskar Rabin

Kriegserfahrung, der trostlose Alltag der Vorstadtmenschen aufgegriffen. Themen also, die von der offiziellen sowjetischen Kulturszene ausgegrenzt waren.

In ihren Bildern entdecken die Maler die künstlerischen Mittel als solche, den Eigenwert der Farbe, des Lichts und der Linien wieder. Die Künstler der Lianosowo-Gruppe kehren zu einem traditionellen Künstlerverständnis zurück, zu einem Ideal des Malers als Schöpfer autonomer Werke anstelle eines Agenten gesellschaftlicher Umgestaltung.

Chruschtschow ließ die erste genehmigte Ausstellung der Nonkonformisten platzen

Die Reaktion der offiziellen Kritik auf die Kunst von Lianosowo zeigt das Ausmaß des Abgrunds, der zwischen den beiden Kulturbegriffen klafft. 1963 ließ Nikita Chruschtschow die erste genehmigte Ausstellung zeitgenössi

hier Fotograf

Igor Cholin in Lianosowo

scher nonkonformer Kunst während Eröffnung platzen, als er die Bilder „von Eselsschwänzen gepinselten“, „unserer Ideologie fremd“ bezeichnete.

Die Moskauer Kritikerin Galina Manewitsch erklärt die besondere Wirkung der LianosowoKünstler folgendermaßen: „Lianosowo war ein Zentrum einerseits der scharfen Sozialkritik und andererseits eines formal-abstrakten Denkens.“ In der Ausstellung sind unter anderen Werke solcher bedeutender Maler zu sehen wie: Oskar Rabin, Lew und Jewgenij Kropiwnizkij, Nikolaj Wetschtomow und Boris Sweschnikow. Bremen ist nach Moskau und Bochum die dritte Station dieser Ausstellung russischer Künstler. WR

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