Von Andreas Rüttenauer: Editorial
Ausgerechnet Rheinland-Pfalz. Mit einem Dossier vor den Landtagswahlen am 14. März schaut die taz ein wenig genauer auf dieses Bindestrichland. Klar, es gibt Menschen, die haben gar kein Bild von Rheinland-Pfalz. Ein Schüler in Mecklenburg-Vorpommern wird vielleicht vergessen, es aufzulisten, wenn er nach den Namen aller Bundesländer gefragt wird. Wer Helmut Kohl war, wird man ihm beibringen. Und schon ist er angekommen in der alten Bundesrepublik, zu deren Machtzentrum ein Bungalow im Ludwigshafener Vorort Oggersheim gehörte. Es war das Eigenheim von Kohl.
Pfälzer Wein werden auch schon viele getrunken haben, sechs große Anbaugebiete gibt es im Land. Da wird viel verkostet, manchmal auch einfach nur gesoffen. Und oft, wenn von der guten alten Fußballzeit die Rede ist, dann fällt der Name der Stadt Kaiserslautern. Es gibt viel Vergangenheit in Rheinland-Pfalz, sogar eine bayerische.
Eine Gegenwart, die durchaus einzigartig ist, gibt es auch. Da gibt es eine SPD, die mit 30 Prozent der Stimmen rechnet. Und keiner lacht, wenn Ministerpräsidentin Malu Dreyer davon spricht. Lachen, da war doch was. Genau, die Fastnacht. Schlimm? Oder ein Hort des Antifaschismus aus der tiefsten Mitte der Gesellschaft? Das Rheintal mit seiner umwerfenden Schönheit, der Pfälzer Wald, der wirklich dunkler scheint als andere Wälder, und der Hunsrück, wo man gut allein sein kann – Rheinland-Pfalz ist so etwas wie der Inbegriff von Provinz. Wie man es da aushalten kann? Ein bosnisch-deutscher Schriftsteller, der da gelandet und geblieben ist, weiß es und hat es schon oft erzählt. Immer dann, wenn er gefragt wird, warum er eigentlich nicht in Berlin lebt.
Von Berlin aus eine taz mit dem Schwerpunkt Rheinland-Pfalz zu gestalten kann Augen öffnen. Es gibt eben Dinge, von denen man gar nicht weiß, dass man sie eigentlich schon immer wissen wollte. In Rheinland-Pfalz haben wir etliche davon gefunden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen