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Vom Plattenverkäufer zum Schauspieler

■ Am Bremer Theater werden mit Beginn der neuen Spielzeit sechs neue SchauspielerInnen zu sehen sein. Der taz beantworteten sie kurze Fragen mit kurzen Antworten zu ihrem Werdegang, ihrer freien Zeit und Bremer Kuriositäten.

Leben vor dem Theater?

Henrik Zimmermann:

Ich hab die Schule abgebrochen und eine Ausbildung als Schallplattenverkäufer gemacht, das gibt's in der Schweiz. Dann war ich ein halbes Jahr in Amerika, und danach bin ich in Zürich an die Schauspielschule gekommen.

Siegfried W. Maschek:

Ich bin in München aufgewachsen und habe dort auch angefangen, Germanistik und Theaterwissenschaft zu studieren. Während des Zivildienstes kam der Kontakt zu einer freien Theatergruppe, und das wurde im Laufe des Studiums immer exzessiver. Irgendwann hab ich den Schritt gewagt und ohne Schauspielschul-Ausbildung angefangen vorzusprechen.

Guido Gallmann:

Ich habe Abi und Zivildienst gemacht und dann noch eine Ausbildung zum Kirchenmusiker. In der ersten Runde an der Schauspielschule hab ichs nicht geschafft und statt dessen angefangen, Sonderschulpädagogik zu studieren. Aber dann wurde ich doch in Hamburg am Bühnenstudio der Darstellenden Künste genommen.

Leben vor dem Bremer Theater?

Jördis Triebel:

Vier Jahre Schauspielstudium in Berlin an der Ernst-Busch-Hochschule, ausschließlich, Tag für Tag.

Torsten Ranft:

Mein erstes Engagement war in Frankfurt/Oder, da gab es auch erste Begegnungen mit Regisseuren wie Leander Haussmann. Von dort bin ich für sechs Jahre nach Berlin an die Volksbühne gegangen, und danach für fünf Jahre ans Schauspielhaus Bochum.

WiltrudSchreiner:

Ich war fünf Jahre lang fest in Graz engagiert. Bevor ich nach Bremen kam, habe ich dann zwei Jahre mit Stückverträgen in Hamburg, Wien und Graz gearbeitet.

Leben in Bremen?

JördisTriebel:

Sehr angenehm nach Berlin, weil Berlin so laut und so schnell ist, so riesig.

Siegfried W. Maschek:

Ich hätte nicht gedacht, dass es mir nach den 17 Jahren, die ich zuvor in Wuppertal war, so leicht fällt, den Wechsel zu vollziehen. Vorurteile gibts ja immer, aber ich bin auch neugierig auf alles, was hier passieren wird. Ich wollte zum Beispiel nie ins Viertel ziehen. Und jetzt wohne ich im Viertel.

Guido Gallmann:

Ich treffe in Bremen auf gute Freunde und Familie, das ist natürlich schön. Ansonsten finde ich Bremen sehr lebendig, in der Kulturszene passiert sehr viel. Nicht unberührt lässt uns natürlich die miserable Finanzsituation.

Torsten Kraft:

Es regnet extrem viel, und es gibt sehr aggressive Fahrradfahrer. Sobald man einen Fuß auf den Fahrradweg setzt, wird man plattgemacht – aber das ist ganz gut, dann kommt man schon mit einer gewissen Grundspannung im Theater an.

Wiltrud Schreiner:

Es ist schon ein Unterschied ob es in einer Stadt noch andere größere Theater gibt oder nicht, die Reibungsfläche ist ganz anders. Und sonst... merkwürdige Mietverträge werden hier geschlossen, ich müsste theoretisch alle Besuche über Nacht vorher ankündigen...

Leben außerhalb des Theaters?

Siegfried W. Maschek:

Tja, Problem. Wenig.

Henrik Zimmermann:

Naja, das ist mein erstes Engagement und ich bin seit zwei Wochen hier, ich bin noch nicht so organisiert. Das muss sich ergeben.

Jördis Triebel:

Da gibt's zum Beispiel die Musik, ich hab in Berlin viel Musik gemacht und hoffe, dass ich hier im Ensemble vielleicht auch was auf die Beine stellen kann.

Torsten Ranft:

Ich habe eine zehnjährige Tochter, die in Berlin lebt und die ich oft sehe. Und beruflich gibt es da vor allem Filmarbeiten, die ich gemacht habe und weiter machen werde.

Leben ohne Theater?

Torsten Ranft:

Neee...

Henrik Zimmermann:

Im Moment gibt es nichts anderes, weil der Beruf noch ganz neu ist. Aber generell kein Problem.

Bodil Elsner

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