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Vom Lkw-Fahrer zum LottomillionärAngestellter wird zum Boss

Einem französischen Lkw-Fahrer drohte die Kündigung. Dann gewinnt er zehn Millionen Euro, kauft seine Firma - und macht den Chef kurzerhand zum Angestellten.

Ihm drohte die Entlassung. Nun ist er Chef seiner eigenen LKW-Firma. Glück gehabt! Bild: imago/imagebroker

PARIS taz | Vor wenigen Wochen sah es noch düster aus für das Transportunternehmen in der westfranzösischen Normandie, in dem der 50-jährige Alexandre als Lastwagenfahrer beschäftigt war. Die Konkurrenz war stark und das Geschäft ging schlecht, angesichts der Konkursgefahr drohte ihm und seinen 14 Kollegen die Entlassung.

Dass Alexandre ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt das große Los zog und vom französischen Zahlenlotto einen Scheck über zehn Millionen Euro entgegen nehmen konnte, war für ihn ein Wink des Schicksals. Um seinen eigenen Job und alle anderen gefährdeten Arbeitsplätze zu retten, kaufte er kurzerhand die Firma und die zehn Lkw. Für ihn handelte es sich dabei nicht nur um eine großzügige Geste der Solidarität, er erfüllte sich auch seinen Traum, mit Fug und Recht von "seinem" Betrieb reden zu können.

Seinen früheren Boss setzte er nicht vor die Tür, sondern machte ihn zu seinem Angestellten. "Er tat mir leid, also habe ich ihm gesagt, er könne bleiben", meinte er großmütig. Bisher geht die Rechnung auf, er konnte sich als frisch gebackener Firmenchef sogar zwei Häuser kaufen.

Sein plötzlicher Reichtum ist ihm jedoch nicht zu Kopfe gestiegen, denn selber setzt er sich auch weiterhin gelegentlich ans Steuer, um mit einem der Laster, die nun ihm gehören, fast wie früher auf Tour zu gehen. Etwas anderes könnte er sich gar nicht vorstellen: „Der Straßentransport, das ist mein Leben. Ich wollte in der Welt bleiben, die ich kenne“, sagte er der Zeitung Le Parisien.

Seine Leute, lauter bisherige Kollegen, wissen zudem, dass er das Metier zu gut kennt, um sich womöglich mit faulen Ausreden über Verspätungen anschwindeln zu lassen. Denn seine Solidarität als Ex-Proletarier hat Grenzen. Alexandre hat schnell die Regeln der Marktwirtschaft gelernt: „Wenn mein Unternehmen Verluste macht, schließe ich.“ Und sicherheitshalber fülle er weiter jede Woche seinen Lottoschein aus.

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2 Kommentare

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  • R
    R.Schmatzke

    Na prima, und wieder ein Fall von "über die eigene Dummheit gestolpert". Ohne eine Due Dilligence kann der selbsternannte Chef überhaupt nicht feststellen, ob das Unternehmen jemals wieder tragfähig arbeiten kann. Und in 2 Jahren ist alles futsch und alle arbeitslos. Den Hintern versohlen möchte man solchen Sozialromantikern.

  • M
    mar

    Schöne Geschichte. Aber das mit dem Lotto verstehe, wer will. Es ist eine reine Umverteilung von unten nach oben: alle zahlen, einer (oder wenige) kriegt alles. (Minus das, was der Staat abschöpft.) Und zwar nicht immer der/die Bedürftigste!!! Wäre das Geld für den Lottoschein eine zusätzliche Steuer von, sagen wir mal ganz bescheiden, 3 Euro pro Monat, na da würden aber alle randalieren!! Und zwar sogar dann, wenn man ihnen garantierte, dass das Geld jede Woche an die bedürftigsten Personen in D ausgehändigt wird. "Steuer? Nee, da bin ich selber viiiel zu arm zu!", sagt der/die Arbeitslose, sagt die Renterin. "*Das* Geld brauch ich selber!" Lotto aber ist die Mohrrübe vor der Nase eines/einer jeden, denn es *könnte* ja auch mich treffen, denkt sich jedeR. Und zahlt brav 10, 20 Jahre lang jede Woche seinen Lottoschein... "Mit der Wurst nach dem Schinken schmeißen" nennen wir das in Norddeutschland. Vielleicht ist das die geschicktest Art, den Leuten Geld abzuluchsen, denn dass der Staat daran noch gut was abknapst, ist den meisten nicht bewusst. Sollte man alle Steuern als Glücksspiel verpacken, damit die Leute artig den letzten Groschen aus dem Portemonnaie kramen und noch selig dabei lächeln?