■ Mit dem Jarhundertkanal auf du und du: Volksverdummung
Nürnberg (taz) – Ökonomie und Ökologie sind beim Rhein- Main-Donau-Kanal völlig im Einklang. Das 4,8 Milliarden Mark teure „Jahrhundertprojekt“ ist ökologisch wie wirtschaftlich ein Desaster. Im ersten Jahr nach der Eröffnung dümpelten ganze 2.800 Frachter mit 4,2 Millionen Tonnen Gütern durch die 55 Meter breite Wasserstraße, die für 14 Millionen Jahrestonnen ausgelegt ist. Zwischen Nürnberg und Kelheim, dem teuersten Abschnitt, wurden gar nur 1,8 Millionen Tonnen bewegt – selbst die negativsten Gutachten gingen von mindestens 2,7 Millionen aus.
Trotzdem sind das bayerische Wirtschaftsministerium und die Rhein-Main-Donau-AG „mehr als zufrieden“. Die transportierte Menge entspreche 100.000 LKW- Transporten, zudem sei nach Aufhebung des Embargos gegen Serbien mit einem Zuwachs zu rechnen. „Eine nicht zu überbietende Volksverdummung“ nennt das Hubert Weiger, bayerischer Landesbeauftragter des BUND. Der Kanal konkurriere nicht mit der Straße, sondern mit der Bundesbahn. Dort seien bereits Einnahmeverluste in Höhe von 50 Millionen Mark zu verzeichnen. Zudem sei der Kanal, so Weiger, „ein Profiteur der Kriegswirren in Jugoslawien und kein Opfer“: Wegen der Donaublockade werden Güter, die sonst billiger über die GUS- Länder bezogen würden, über den Kanal nach Österreich transportiert.
Eine „ökologische Zeitbombe ungeahnten Ausmaßes“, so Weiger, sei dafür gelegt worden. 600 Hektar Feuchtgebiete seien „irreparabel vernichtet“, an Altmühl und Sulz sei bereits die Hälfte der Pflanzen- und Tierarten verschwunden. Die Austrocknung der Torfschichten in den einstigen Niedermooren führe zu einer verstärkten Stickstoffoxid-Emission in die Atmosphäre und einer gewaltigen Nitrat-Einleitung ins Grundwasser. Bernd Siegler
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