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Volksentscheid in BayernStriktes Rauchverbot erwartet

Beim Volksentscheid über eine Verschärfung des Rauchverbots in Bayern liegen die Befürworter vorn. Bleibt es dabei, bekommt der Freistaat das bundesweit strengste Gaststätten-Rauchverbot.

Stimmabgabe in Trachten: Wahllokal in Amerang. Bild: dpa

MÜNCHEN rtr | In Bayern wird voraussichtlich bald ein striktes Rauchverbot gelten. Nach ersten Auszählungen beim Volksentscheid über ein strengeres Gesetz zum Schutz der Nichtraucher gab es eine klare Mehrheit für eine Änderung der bisherigen Regelung. Wie das Bayerische Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung am Sonntag mitteilte, stimmten gut 60 Prozent für eine Verschärfung, knapp 40 Prozent waren dagegen. Gut eine Stunde nach Schließung der Wahllokale waren 45 von 96 Kreisen ausgezählt.

Im Freistaat waren am Sonntag knapp 9,4 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Bestätigt sich der erste Trend, wird künftig in allen öffentlichen Gebäuden das strengste Rauchverbot in Deutschland gelten. Betroffen sind dann auch Eckkneipen, Nebenzimmer größerer Gaststätten, Vereinsgaststätten sowie Bierzelte. Nur ganz wenige Ausnahmen gäbe es noch, zum Beispiel dürften psychisch Kranke weiter in speziellen Räumen in Kliniken rauchen.

Bei der Wahl wurde die Initiative "Ja! zum Nichtraucherschutz" von der SPD, den Grünen, regionalen Nichtraucher-Initiativen, Sport- und Ärzteverbänden sowie Umwelt- und Gesundheitsorganisationen unterstützt. Dagegen trat das Bündnis "Bayern sagt Nein!" an - getragen vom Verein zum Erhalt der Bayerischen Wirtshauskultur, der Tabakindustrie und der FDP. Bei einer Mehrheit der Gegner wäre es bei den geltenden Regeln geblieben. Demnach ist das Rauchen im Freistaat in Schulen, Bahnhöfen, öffentlichen Gebäuden und Speisegaststätten verboten. Ausnahmen sind aber Festzelte, Nebenräume größerer Gaststätten und Eckkneipen, wenn diese kleiner als 75 Quadratmeter sind und Jugendliche unter 18 Jahren keinen Zutritt haben. Hier kann der Wirt selbst entscheiden.

Der Volksentscheid wurde auch möglich, weil sich die CSU in Bayern nicht festlegen wollte und in der Frage neutral blieb. 2008 hatte die Partei, damals noch mit absoluter Mehrheit ausgestattet, ein scharfes Gesetz zum Schutz von Nichtrauchern auf den Weg gebracht. Doch nach herben Stimmverlusten bei der Landtagswahl änderte sie ihre Position, schließlich war die Initiative in weiten Teilen der Bevölkerung unpopulär und wurde als ein Grund für die Wahlschlappe ausgemacht. Das Rauchverbot wurde wieder gelockert.

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16 Kommentare

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  • CM
    Chris M

    Und wieder bekomme ich Kopfschmerzen!

    Nicht vom Zigerettenrauch, sondern davon, daß ich gerade wieder vor Verzweiflung mit der Stirn auf die Tischplatte schlug.

     

    Einerseits schreien alle nach Rauchverboten, andererseits will aber auch keiner auf die Steuereinnahmen verzichten.

     

    Leute seht es endlich ein. Jeder Raucher wird es sogar bestätigen. Tabakrauch, bzw Nikotin, ist eine Droge. Es schmeckt eigentlich scheiße. Es macht gelbe Finger, Vorhänge, Tapeten und Möbel. Es stinkt, wie die Pest. Und belästigt die Mitmenschen. Ganz zu schweigen, von dem wirtschaftlichen Schaden, der durch heimliche Rauerpausen entsteht.

    Verbietet das Zeug ganz. Schön, die Steuereinbußen sind vermutlich imens. Und halb Deutschland wird zwei Wochen unter Entzugserscheinungen leiden. Aber die elende Diskussion hat dann endlich ein Ende. Und die Krankenkassen werden auch entlastet.

     

    Diese halbherzigen Versuche sind dagegen nur eins: verlogen.

  • S
    Sebastian

    Ich als Nichtraucher finde das eigentlich gut, aber ein fader Beigeschmack bleibt auf jeden Fall, die Gängelung der Bürger schreitet immer weiter vor.

  • V
    vic

    Latest News:

    Das Rauchverbot wurde mit über 60 % beschlossen.

  • D
    Dirk

    Ja, ja, deshalb haben wir die Bayern auch so lieb.

  • V
    vic

    Selbst wenn der Nichtraucherschutz obsiegen würde, es wird vermutlich nicht für lange sein.

    Tabakindustrie und DeHoGa sind mächtiger als Plebiszite, und die Politik ist bestechlich.

  • B
    Blaudunst

    "Leben und leben lassen" und der Freistaat Bayern, sind seit 4 Juli 2010 Geschichte.

    Wenn Bayern per Volksentscheid bestimmt, dass für 30 % der Bevölkerung (Raucher) 0% der Räumlichkeiten "zur Verfügung" stehen sollen, dann kann kein Bayer mehr "Leben und leben lassen" sagen, ohne gleich ausgelacht zu werden.

    Ab 4 Juli 2010 heißt es richtig "Leben, aber nicht leben lassen".

    Willkommen in der McDonald- und in der amerikanischen Prohibitionswelt. Der Pleitegeier grüßt Euch!

    Gute Nacht, Bayern...

  • JK
    Jürgen Koll

    Es ist schon interessant, wie in den Medien die ÖDP als Mitinitiator (Sebastian Frankenberger von der ÖDP Sprecher des Aktionsbündnisses Volksentscheid Nichtraucherschutz)) des Volksbegehrens teilweise fast schon totgeschwiegen wird. Auch die taz hat da scheinbar nur unvollständige Informatioenen...

     

    Nur der Vollständigkeit halber:

     

    30.04.2009: Die ÖDP startet zusammen mit Pro Rauchfrei, dem Ärztlichen Arbeitskreis Rauchen und Gesundheit und der Nichtraucher-Initiative München das Volksbegehren „Für echten Nichtraucherschutz!“, um das ursprüngliche Gesetz zu erhalten und die Schlupflöcher zu schließen: Für rauchfreie Gaststätten – ohne Ausnahmen!

  • E
    Exilbayer

    Ich habe während des Volksbegehren noch in Bayern gewohnt und mich auch so ziemlich zur Halzeit dafür entschieden mich in die Listen einzutragen. Trotzdem finde ich das extreme Rauchverbot nicht perfekt. Ich hätte nämlich nichts dagegen, wenn in abgetrennten Räumen weiter geraucht wird, wenn der Hauptraum endlich rauchfrei wird.

     

    Aber ich hätte trotdem klar mit Ja gestimmt. Der Grund: Der Mensch MUSS ein (wenigstens) Grundrecht auf halbwegs gesunde Luft haben. Das Verlangen/der Genuss von Rauchern und wirtschaftliche Interessen von Gastronomen/der Tabakwirtschaft muss sich einem Recht auf halbwegs gesunde Luft unterordenen. Alleine, dass das einige in Frage stellen, zeigt wie verroht die Gesellschaft ist.

     

    Und dann kommt noch immer das Argument der Rauch-Befürworten, man solle doch jeden selbst entscheiden lassen.

    Ja genau DESHALB braucht es ein grundlegendes Verbot von Rauch in öffentlichen Räumen. Denn wo hat denn der Nichtraucher denn dann noch die Macht selbst über seine Luft zu entscheiden, wenn auch nur einer rücksichtslos und legal die Luft verpestet? Mitrauchen oder gehen? Wie arrogant ist das denn? Und was sollen dann Bedienungen z.B. machen?

  • G
    Gunter

    Wenn das so rauskommt, ist das ein weiterer Grund in Bayern keinen Urlaub mehr zu machen. Alles verboten. Auf nach Rügen.

  • H
    Hase

    Super Sache! Für die Nichtraucher - um dessen Schutz es ja bei dem Volksbegehren ging - ändert sich nichts: In die paar Raucherspelunken, die es hie und da noch gegeben haben mag (ich kenne in meiner Stadt nicht eine einzige), sind sie ohnehin nicht reingegangen. Alles andere ist bereits rauchfrei. Erst recht Krankenhäuser, Schulen und Kindergärten, für deren Rauchfreiheit auf den Plakaten im Winter allen Ernstes geworben wurde - als würde da noch geraucht...

     

    Tatsächlich ging es hier nur darum, der CSU mal vors Bein zu pinkeln und den Bürgern das Gefühl zu geben, sie könnten etwas verändern. Kostet den Nichtraucher ja nichts, wenn Raucher nicht mehr rauchen dürfen. Direkte Demokratie, und die (zu Recht) von Minderwertigkeitskomplexen geplagte ÖDP zeigt, wie das geht. Super!

     

    Oder: Man gibt zu, dass Nichtraucher ja eigentlich schon umfassend geschützt sind, und stellt darauf ab, dass Rauchen ja eigentlich Scheiße ist, weil es krank macht und so weiter. Na gut, na gut. Dann aber soll man auch nicht "Nichtraucherschutz" auf die Plakate schreiben und u.a. rauchfreie Krankenhäuser fordern, sondern ehrlich sagen, worum es geht: Um den Kampf gegen das Rauchen.

  • M
    Marie

    Juchee!!!! Endlich! Genug mit der sogen. Libertas Bavarie eingequalmt worden!

  • PN
    Pazifistischer Nichtraucher

    Na, bei dem Wetter kaum verwunderlich das die Genußfeinde mehr leute mobilisieren - der Rest war im Biergarten :-p

  • KN
    Karl Napf

    Würden die Protestanten den Weihrauch in katholischen Messen verbieten wollen, würde sich wohl jeder an den Kopf fassen. Setzen sich hingegen Nichtraucher für ein Rauchverbot in Kneipen und Hinterzimmern ein, also Orten an denen typischerweise nur Raucher zu finden sind, wundert sich keiner. Ich bin gespannt wie lange es dauert, bis der nächste Gesundheitsapostel feststellt, dass offener Bierausschank zu Luftalkoholwerten führt die die MAK überschreiten oder Tenöre mit ihrem Gesang Lärmgrenzwerte nicht einhalten.

     

    Warum macht eigentlich keiner etwas gegen Feinstaub, Blei im Sprit (ja, da ist noch immer Blei erlaubt, nur weniger als früher) und die Ausbeutung von ALG-2 Berechtigten?

  • E
    Eberhard

    Das Rauchverbot. Siehe, in anderen Ländern klappt es doch vorzüglich. Warum nicht auch in Bayern????

  • L
    Lacher

    Die Kiffer der siebziger verbieten das Rauchen.

     

    Ironie des Schicksals.

  • W
    Wolfgang

    Warum die Aufregung der Gegner des Rauchverbots?

    In den Kirchen wird doch schon ewig nicht geraucht!

    Auch eine Gaststätte: Mein Leib, mein Blut....