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Vogelstimmen

■ Zum Tod des Komponisten Olivier Messiaen

Berlin (afp/taz) — Olivier Messiaen, der Dienstag nacht im Alter von 83 Jahren in einem Pariser Krankenhaus gestorben ist, war nicht nur Komponist, Organist und gläubiger Katholik, sondern auch ein passionierter Ornithologe. Und er verband diese Leidenschaften: Einige seiner berühmtesten Klavier- und Orchesterstücke enthalten Nachahmungen von Vogelstimmen. Für seine Frau, die Pianistin Yvonne Loriod, schrieb er den Catalogue d'oiseaux, und seine einzige Oper heißt nicht zufällig Der heilige Franz von Assisi. Messiaen selbst konnte 150 verschiedene Vogelstimmen mit bloßem Ohr erkennen und übertrug 322 Vogelarten in Noten.

Olivier Messiaen wurde am 10.Dezember 1908 in Avignon geboren. Der Sohn der Dichterin Cécile Sauvage und eines Anglisten erwies sich als musikalisches Wunderkind. Mit elf Jahren kam er an das Pariser Konservatorium, studierte Orgel bei Marcel Dupre und Komposition bei Paul Dukas. Mit seinem Klavierstück Modes de valeurs et d'intensités (1949) initiierte er die serielle Methode, aus der die Musik der Gegenwart hervorging. Studien außereuropäischer Musik, seine Adaption orientalisch-asiatischer Tonsysteme und Variationstechniken sowie Improvisation von rhythmisch-melodischen Klangobjekten eröffneten der „ernsten“ Musik neuen Spielraum.

Zu seinen berühmtesten Werken zählen das Requiem Et expecto resurrectionem mortuorum (1964) für Bläser und Schlagzeug sowie Kammermusik, darunter Vingt regards sur l'Enfant Jésus (1944) und die Turangalila-Symphonie (1946). Trotz zahlreicher Auszeichnungen fühlte sich Messiaen unverstanden: „Ich rede vom Glauben zu Leuten, die ihn nicht besitzen, über Vögel zu Leuten, die davon nichts verstehen und von Klangfarben zu Leuten, die nichts sehen“, hatte er kurze Zeit vor seinem Tod geklagt.

Pierre Boulez würdigte Messiaen am Dienstag als den bedeutendsten Musiker seiner Generation. Er verwies auf seine Bedeutung als Musikpädagoge. Nach Strawinsky habe er die „rhythmische Kraft, den rhythmischen Impuls, die seine gesamte Musik durchziehen, am weitesten vorangebracht“. Zu seinen Schülern gehören auch Iannis Xenakis und Karlheinz Stockhausen. Nach Angaben von Boulez hatte Messiaen soeben ein großes Auftragswerk des New York Philharmonic Orchestra vollendet, das in der nächsten Spielzeit unter der Leitung von Zubin Mehta zur Aufführung gelangen soll.

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