piwik no script img

Vogelparadies"Vor allem die Greifvögel hier sind fantastisch"

Ein Gespräch mit Thomas Griesohn-Pflieger, Chefredakteur der Zeitschrift "Vögel", über die Vorzüge der Extremadura

Die Extremadura im Südwesten Spaniens Bild: T. Büscher
Interview von Tobias Büscher

taz: Herr Griesohn-Pflieger, warum ist diese Gegend für Ornithologen so interessant?

Thomas Griesohn-Pflieger: Moment, hier wurde gerade ein Sandflughuhn gesichtet … so, jetzt bin ich für Sie da: Also, die Extremadura ist einfach ein Vogelparadies, es gibt hier große Steppengebiete, Korkeichenwälder, unerschlossene Gebirge, wo sich vor allem Geier wohlfühlen.

Hat sich das in Deutschland schon herumgesprochen?

Nur bedingt. Die Extremadura wird touristisch so behutsam erschlossen, dass sie für Vogelbeobachter attraktiv bleibt. Ein paar Stunden mit dem Flugzeug, rund drei Stunden mit dem Bus ab Madrid, und man erlebt eine Vogelwelt, wie man sie heute ansonsten nirgendwo in ganz Europa antrifft.

Welche Arten sieht man bei uns nicht?

Wir haben hier drei Geierarten, Mönchsgeier, Schmutzgeier und Gänsegeier. Bei uns sieht man nur vereinzelt Gänsegeier, und auch das erst seit ein paar Jahren wieder. Dazu kommen Steppenvögel wie die Zwergtrappe, die in Deutschland schon vor 300 Jahren ausgestorben ist. Und Großtrappen natürlich. In der Extremadura gibt es 6.000, in ganz Mitteleuropa nur noch knapp 100. Es gibt auch Kaiseradler, Steinadler, Zwergadler und Habichtsadler. Greifvögel, große Vögel, die sind für uns der Hauptanziehungspunkt.

Welche Vögel sieht man am meisten?

Störche. Tausende leben in diesem Gebiet. Wenn wir sie in Deutschland sehen, wird daraus schon mal ein Aufmacher in der Lokalzeitung. Hier gehören sie zum Alltag. Wenn man es sich genau anguckt, stellt man fest: Die Störche leben hier das ganze Jahr, sie fliegen gar nicht mehr weg. Auch andere Vögel bleiben hier, die Landschaft ist unglaublich produktiv. Es wird viel mehr Biomasse umgesetzt als bei uns in den landschaftlich überformten Gebieten.

Mönchsgeier am Salto de Gitano Bild: T. Büscher

Haben Sie einen Lieblingsvogel?

Ja, den Steinsperling, den habe ich allerdings das letzte Mal vor über 30 Jahren in Frankreich gesehen. Immer wenn ich ihn suche, ist er gerade weg. Auch jetzt wieder.

Können Sie die Vögel imitieren?

Na ja, da gibt es Experten wie Uwe Westphal, das überlasse ich besser ihm, der kann übrigens auch Säugetiere und Insekten. Ich kann einen Kranich nachmachen, aber der würde sicher nicht reagieren, wenn er mich hörte?

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!