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Violinist spielt gegen den Terror„Wir wollen Musik hören“

Der irakische Geiger Ameen Mokdad hat ein Konzert gegeben – im umkämpften Mossul, wo IS und Regierungs-truppen aufeinanderprallen.

Der 28-jährige Ameen Mokdad spielte in den Überresten der zerstörten Jona-Moschee Foto: reuters

Berlin taz | Nur etwa 20 Zuhörer fanden sich am Mittwoch zu einem Konzert ein, für das der Violinist Ameen Mokdad über Online-Netzwerke geworben hatte. Wer seinem Aufruf gefolgt war, wusste um das Risiko. Denn Mokdad ist Iraker und der Veranstaltungsort eine Ruine in Mossul, seiner Heimatstadt, bevor sie der „Islamische Staat“ an sich gerissen hatte.

Mossul ist die zweitgrößte Stadt im Irak. Seit sechs Monaten liefern sich dort IS und irakische Truppen erbitterte Kämpfe. Zuvor befand sich die Stadt mehr als zwei Jahre lang unter der Herrschaft der Terrormiliz. Sie verbot den Bewohnern nicht nur das Spielen und Hören von Musik, auch Handys, Zigaretten und sogar die Haltung von Vögeln wurden teilweise mit Peitschenhieben bestraft. Das macht die Musik Mokdads zum Produkt einer Rebellion: Er komponierte sie während der Besatzung, im Geheimen.

„Ich hatte aufgehört zu spielen, weil ich zu viel Angst hatte. Aber Ameen machte weiter“, erzählte ein befreundeter Musiker der Nachrichtenagentur Reuters. „Wir haben versucht, ihn zum Aufhören zu überreden – er hätte ohne weiteres getötet werden können. Doch er spielte weiter.“

Zunächst verhängte er seine Fenster mit Decken und musizierte bei sich Zuhause. Als das aufflog, ihm sämtliche Instrumente und CDs genommen und harte Strafen angedroht wurden, floh er und versteckte sich bei einem Verwandten, nur um sich dort ein neues Instrument aus Holz und alten Gitarrensaiten zu basteln.

Das Produkt einer Rebellion

Über die Geräusche von Kugeln und Explosionen hinweg, die von dem immer noch umkämpften Westen der Stadt hinüber wehten, spielte Mokdad nun endlich wieder öffentlich auf seiner Geige gegen den Terror an. „Ich will diese Möglichkeit ergreifen, um der Welt, dem Terrorismus und allen anderen Ideologien, die die Freiheit einschränken, eine Nachricht zu senden: dass Musik eine wunderschöne Sache ist“, sagte er Reuters.

In einem Interview mit dem Daily Telegraph erzählte Mokdad, dass er zum letzten Mal im Juni 2014 unter freiem Himmel in Mossul gespielt hatte. Am Tag, als der IS in die Stadt einfiel. Damals stand Mokdad auf dem Dach seines Hauses. Nun stand er inmitten der Überreste des Grabes des Propheten Jona – oder Yunus, wie er im Koran genannt wird. Krieger des IS hatten die Pilgerstätte bereits 2014 vermint und samt Mausoleum und Moschee in die Luft gejagt.

Dass der Veranstaltungsort nicht willkürlich gewählt wurde, liegt nahe: Er ist bei Muslimen, Juden und Christen gleichermaßen heilig. „Die Idee war, zu vermitteln dass Mossul seinen Namen nicht verdient, wenn nicht alle Einwohner die Stadt teilen und friedlich miteinander leben. Außerdem wollten wir diesen Ort, der von ISIS zerstört wurde, wieder mit Leben füllen“, heißt es auf dem Blog Mosul Eye. Dessen Betreiber, „ein unabhängiger Historiker in Mossul“, hatte die Idee für das Projekt und organisierte mithilfe einiger Kontakte die sichere Anreise Ameen Mokdads, der seit der Befreiung Ost-Mossuls bei seiner Familie in Bagdad lebt.

„Der Auftritt war wie ein Traum“, schwärmte eine der Zuhörerinnen, Tahany Saleh, nach dem Konzert gegenüber Reuters, „ich wollte kommen, um zu zeigen, dass der Krieg das Leben hier nicht gestoppt hat. Man sieht all die Schäden, aber wir wollen alle immer noch glücklich sein. Wir wollen Musik hören.“

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