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Archiv-Artikel

der norden rettet die welt (ll) Viele kleine Schritte in Bremen

Norddeutsche Städte nehmen den Klimaschutz selbst in die Hand. Die Rezepte sind verschieden

Die Konditorei Stecker ist ein Bremer Traditionsbetrieb in altem Gemäuer. Dass man an einem Wintertag beim Genuss eines „Original Bremer Klaben“ kein schlechtes Klima-Gewissen ob der molligen Wärme zu haben braucht, dafür sorgt seit 2005 moderne Technik. Die Installation einer mit Landesmitteln geförderten zentralen Kühlzelle bringt energiesparende Beheizung: Die Abwärme des Gerätes verpufft nicht, sondern sorgt über eine Wandheizung für angenehme Raumtemperatur.

Die verbesserte Energienutzung in Industrie und Gewerbe ist ein Schwerpunkt Bremer Klimaschutz-Politik. Das in den Stahlwerken anfallende Gichtgas etwa wird seit über zehn Jahren vermehrt zur Stromproduktion eingesetzt und reduziert damit die Verbrennung fossiler Energieträger.

Das Bremerhavener Holzhandelsunternehmen Cordes deckt seinen Wärmebedarf teilweise mittels einer neuen Heizkesselanlage, die mit dem Restholz aus dem eigenen Produktionsprozess betrieben wird. Und auch die Müllverbrennung ist so klimaschonend wie möglich gestaltet: seit einer umfassenden Modernisierung des Müllheizwerkes vor drei Jahren wird aus der Abwärme bei der Müllverbrennung Strom für umgerechnet 40.000 Privathaushalte erzeugt.

Gefördert werden vom kleinen Land Bremen aber nicht nur Firmen, sondern auch Privatleute, und zwar bei der Sanierung ihrer Häuser. Wärmeschutzmaßnahmen sowie der Austausch energiefressender Elektroheizungen in Altbauten wurden laut der Bremer Umweltbehörde von 1993 bis 2005 mit einer Gesamtsumme von 13 Millionen Euro bezuschusst.

Bremen hat 1994 ein Landesenergieprogramm beschlossen, das 2005 seine dritte Fortschreibung erhielt. Das damalige Ziel, den Ausstoß von Kohlendioxid innerhalb von zehn Jahren um 700.000 Tonnen zu verringern, wurde knapp verfehlt. Die fehlenden 100.000 Tonnen soll nun der Ausbau der erneuerbaren Energien bringen.

Vor allem ein neues Wasserkraftwerk an der Weser und der Bau weiterer Windkraftanlagen versprechen Einsparpotenzial in der Zukunft. Bereits in den letzten Jahren hat die Stromgewinnung durch Windkraft stark zugenommen: Das eingespeiste Volumen der mittlerweile fast 50 Anlagen hat sich in den letzten fünf Jahren versechsfacht. Insbesondere Bremerhaven ist ein vielversprechender Standort. Eine 2004 installierte moderne Offshore-Anlage bringt mit rund 5 Megawatt das Doppelte der Leistung normaler Inlands-Anlagen. Zukünftige Windkraftanlagen, die zurzeit getestet werden, sollen bei einer Rotorblattlänge von 90 Metern sogar zehn Megawatt Jahresleistung bringen.

BENJAMIN GEHRS