: Viel Verwaltung, wenig Nutzen
betr.: „So sieht unser Pflegealltag aus“, taz vom 15. 11. 06
Als Anfang der 90er die Pflegeversicherung zur Marktregulierung der Pflegebranche eingeführt wurde, die mit der Betreuung alter und pflegebedürftiger Menschen ihr Geld verdient, war allen beteiligten Fachmenschen klar, dass der Verwaltungsaufwand zur Sicherstellung der Versicherungsaktivitäten steigen und die Gesamtleistung der Pflege sinken wird. Das führte dazu, dass das aktuelle Pflegeniveau sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich für Menschen, die ausschließlich von den Versicherungsleistungen abhängen und keine Eigenmittel einsetzen können, stetig absank. In der Folge erzeugt diese Situation natürlich ein solides „sauber, satt und trocken“ – für eine vergleichsweise hohe Prämie eine abgespeckte Standardleistung. Wie üblich in unserer Republik: Für hohe Beiträge in der Arbeitslosenversicherung gibt es viel Verwaltung und wenig Nutzen, in der Rentenversicherung sieht es ähnlich aus.
Und auch in der Gesundheitspolitik dreht sich der so genannte Reformkurs immer um die Frage, wie die Leistungserbringung bei Beibehaltung der Verwaltungsstrukturen für die Versicherten abgesenkt werden soll. Es ist ein absurdes Theater in einem der reichsten Länder der Welt, dass es sich die Menschen, die in ihm leben, nicht mehr leisten kann oder will. Da ist es doch schön, wenn sich die verrenteten pflegebedürftigen Kleinaktionäre aus der Dividende ihrer Anteile zum ersten Advent am Heimnachmittag einmal so richtig mit Kaffee und Kuchen vollstopfen können – natürlich als Zuzahlungsleistung. WOLFGANG SIEDLER, Langenhagen
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