Videos von Gaza-Angriffen: Militärpropaganda auf YouTube
Das israelische Militär zeigt auf YouTube Videos von den Luftangriffen auf Gaza. Die Videospielästhetik nährt die Illusion eines sauberen Krieges.
Das israelische Militär hat auf YouTube einen eigenen Kanal eingerichtet und zeigt dort Videos von Luftangriffen im Gazastreifen. Die Schwarzweißfilme zeigen unter anderem Luftaufnahmen von Angriffen auf Raketenstellungen, Waffenlager und Regierungsgebäude der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen.
Zwölf Videos sind bisher veröffentlicht. Das meistgeklickte wurde über 50.000 Mal angesehen. Bislang haben fast 4000 Menschen den YouTubekanal der israelischen Armee abonniert. Damit ist der Militärkanal auf Platz eins der Neuabonnements in Israel.
Die Seite ist seit Montag zugänglich. Der YouTubekanal solle helfen, die Botschaften der israelischen Armee zu verbreiten, teilte ein Sprecher mit. Ohne die gelben Pfeile und Erklärungen wäre in den Videos allerdings kaum ersichtlich, was hier gerade bombardiert wird. Die Beweiskraft der Aufnahmen geht für den militärischen Laien gegen Null. Mit den Bildern setzt das Militär auf Videospielästhetik - und verfehlt seine Wirkung nicht, wie Kommentare wie „Oh Wow, this is cool!“ oder „Go Israel!!!!! Give'em Hell“ vermuten lassen.
Fadenkreuz und aus der Luft gefilmte Explosionen sollen nach chirurgischem Eingriff aussehen und die Illusion eines sauberen Krieges nähren. Auch das kommt an. Ein Zuschauer schreibt im Kommentar: „Das wichtigste ist, dass diese Videos die präzise Beseitigung des Krebsgeschwürs zeigen und sehr geringen zivilen Schaden.“
Die Kommentarfunktion wird allerdings auch zur politischen Diskussion genutzt. Und die verläuft für Internetverhältnisse erstaunlich friedlich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Leistungsloses Einkommen
Warum Erben lieber über „Neid“ reden als über Gerechtigkeit
Israels Krieg im Gazastreifen
Hunderte Tote nach zwei Tagen israelischen Bombardements
Anwälte vor Prozess gegen Daniela Klette
„Hier wird eine RAF 2.0 konstruiert“
Tödliche Schüsse der Polizei
Musste Najib Boubaker sterben?
Tod und Terror im Nahen Osten
Schweigen ist nicht neutral
Kosten der Wehrpflicht
Löhne rauf – auch beim Bund